„Es berührt ohne Umwege die Seele“

Dirigent Stephan Hahn gestaltet „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms.

Foto: Sergej Lepke

Am Totensonntag, 26. November, 17 Uhr, gestaltet der Düsseldorfer „Projekt-Chor“ unter der Leitung des Dirigenten Stephan Hahn in der St. Adolfus-Kirche, Kaiserswerther Straße 60, „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms. Motto: „Tod, wo ist dein Stachel?“ Eintrittskarten kann man telefonisch bestellen unter der Rufnummer 0157/54477739.

Herr Hahn, was ist das Besondere an der Arbeit mit einem Projekt-Chor?

Stephan Hahn: Da alle Sängerinnen und Sänger aus Interesse an der Musik, am gemeinsamen Musizieren und aufgrund der Werkauswahl, eben „projektbezogen“, kommen, kann man sehr intensiv arbeiten. Es gibt einen Kern von Sängern, die jedes Konzert mitsingen, für die der Chor das Projekt ist und die daher meine Art des Musizierens und der Chorleitung sehr gut verinnerlicht haben. Und es gibt andere, die für ein Werk dazukommen. Um kontinuierlich den Chor weiterzuentwickeln, ist eine gute Mischung aus beidem eminent wichtig.

Wo liegen die musikalischen Ansprüche des Deutschen Requiems?

Hahn: Es ist ein sehr romantisches Stück. Infolgedessen muss man jedem Ton Zeit und Raum geben zu klingen. Die Noten müssen textbezogen geformt werden, denn den Text hat Brahms selbst aus der Bibel zusammengestellt. Notenlängen und Phrasierungen müssen also dem Charakter des Textes folgen. Der Chor muss vom kaum hörbaren Pianissimo bei „Selig sind die da leiden“ bis zum Fortissimo bei der Frage: „Tod, wo ist dein Sieg?“ eine große dynamische Bandbreite mit Intensität zum Ausdruck bringen. Die Grundaussage dieses Werkes ist nicht die Trauer, sondern das Werk ist positiv, optimistisch angelegt, nicht umsonst sind das erste und das letzte Wort des Werkes identisch: „selig“. Diese „Seligkeit“ der Toten muss man dem Hörer in seiner Interpretation nahe bringen.

Wie würden Sie Ihr persönliches Verhältnis zu dem Werk beschreiben?

Hahn: Das Deutsche Requiem ist für mich ein Stück, welches ohne Umwege die Seele berührt. Durch meine Nahtod-Erfahrung (Autounfall 1990) habe ich zum Tod ein sehr spezielles Verhältnis. Das Deutsche Requiem ist ein positives und optimistisches Requiem. Entsprechend hat Brahms auch die Tonarten gewählt. Und diese Herangehensweise entspricht meiner Sichtweise des Todes: Es geht weiter.

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