Schauspielhaus: Schauspieler und Tänzer im "Rausch"
Im Schauspielhaus geht es am Samstag um große Gefühle.
Düsseldorf. Eigentlich geht es am Samstag in der Uraufführung „Rausch“ im Schauspielhaus um die selbstverständlichste Sache der Welt, um die Liebe. Jedoch haben zwischenmenschliche Beziehungen im Zeitalter von Social Media neue Formen angenommen, die vertraute Ordnung der Gefühle gerät aus den Fugen. Die Choreografin Anouk van Dijk und Regisseur Falk Richter widmen diesem Phänomen ihre dritte Kooperation, die sie „Rausch“ nennen.
„Im Deutschen hat ,Rausch’ viele Bedeutungen“, sagt van Dijk. „Wir wollen diese Vielfalt abbilden.“ Ausgehend vom Grundprinzip der Liebe, die, wie die Choreografin sagt, „fließt“ und „das Gegenteil von gewalttätig ist“, demonstrieren sie und Richter, wie es ist, wenn man sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Wie lange es dauert, bis ein wunderschöner Rausch sich ins Gegenteil kehrt. Alle intensiven Momente haben zwei Seiten.“
Irgendwo dazwischen bewegt sich die Kommunikation über Internet und Handy. „Für junge Menschen ist es schwieriger, eine echte Beziehung aufzubauen“, glaubt van Dijk. „Bei Facebook etwa gibt es eine unglaublich große Auswahl an potenziellen Partnern — wie will man sich da entscheiden?“ Andererseits liege virtuellen Begegnungen eine Distanz zugrunde, die vorteilhaft sein könne: „Man traut sich vielleicht eher, auf jemanden zuzugehen. Am Ende aber wünscht doch jeder jemanden, der einen festhält. Jemanden, bei dem man bleiben kann.“
Die Übermittler dieses Gefühle-Trips sind auf der Bühne Schauspieler und Tänzer. „Wenn Grenzen verschwimmen, kann Tanz das sehr gut zum Ausdruck bringen“, sagt van Dijk.
Die Musik kommt von Ben Frost und vom Band. Der Australier ist so etwas wie der Punker unter den Minimal-Musikern. „Seine Musik kann tiefschwarz und dann wieder sehr fragil sein“, sagt van Dijk. Klare Strukturen sind am Samstagabend im Großen Haus nicht zu erwarten. „,Rausch’“, sagt Anouk van Dijk, „ist ein riesengroßes Gedicht. Es berührt dich.“