Tanzhaus soll seinen Anbau bekommen
Die neue Rathausmehrheit sieht Verbesserungen an der Erkrather Straße bei den anstehenden Verhandlungen vorn.
Düsseldorf. Als Bettina Masuch Bertram Müller an der Spitze des Tanzhauses NRW ablöste, hat sie nicht nur die Leitung einer erfolgreichen Einrichtung, sondern auch deren unzureichende Platzverhältnisse übernommen. Eine von der Stadt für rund 30 000 Euro in Auftrag gegebene Bedarfsstudie hatte dies schon vor Jahren offiziell bestätigt, geändert hat sie jedoch nichts.
Mit der neuen Rathausmehrheit könnte jetzt Bewegung in die Angelegenheit kommen. Wie die WZ erfuhr, gab es bereits zu Beginn der Ferien ein Treffen mit Bettina Masuch und Politikern, bei welchem die notwendigen Verbesserungen des Tanzhauses besprochen wurden.
Dazu gehören unter anderem die Umkleidemöglichkeiten für die wöchentlichen 2000 Kursteilnehmer: Den Frauen, die 80 Prozent der Besucher ausmachen, steht eine Garderobe von 20 und ein Duschraum von zehn Quadratmetern zur Verfügung. Dozenten und Dozentinnen müssen sich eine Umkleide teilen. Eine Künstlergarderobe gibt es nicht. Ebensowenig ausreichende Probemöglichkeiten für Haus-Compagnien, mit denen Masuch neuerdings kooperiert, mit dem Ziel, ein eigenes Repertoire am Tanzhaus aufzubauen.
Und während sie das Profil der Einrichtung, die einen exzellenten Ruf genießt, weiter schärft, schielt sie nach Wuppertal, wo der Bund zugesagt hat, das Internationale Tanzzentrum Pina Bausch mitfinanzieren zu wollen. Mit einem solchen Kaliber in der Nachbarschaft wird Masuch ihrer Forderung nach einer Erweiterung des Hauses einmal mehr Nachdruck verleihen.
Schon vor vier Jahren legte Müller, ihr Vorgänger und langjähriger Direktor des Hauses eine Lösung auf den Tisch, die sich am Standort verwirklichen ließe: An der Nordseite des bestehenden Gebäudes, gibt es einen Anbau, den man abreißen und dreigeschossig wieder aufbauen könnte. Damals lagen die kalkulierten Kosten bei 1,8 Millionen Euro.
„Wir müssen sehen, ob wir mit den Daten und Zahlen von damals noch arbeiten können“, sagte Clara Deilmann, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, gestern der WZ. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass die Zukunft des Tanzhauses bei den Grünen einen vorrangigen Platz einnimmt. „Wir haben uns schon immer für eine Erweiterung der ausgesprochen.“ Zumal in diesem Fall auch die Freie Tanzszene gegebenenfalls am Tanzhaus proben und auftreten könnte, Masuch jedenfalls signalisierte, für solche Überlegungen offen zu sein.
Unterstützung kommt auch von der SPD. „Es gibt zwei Themen, die für uns bei der Kultur Priorität haben“, sagte SPD-Kulturpolitiker Philipp Tacer, „die Freie Szene und die Kulturbauten. Das Tanzhaus, das ich zur Freien Szene zähle, steht dabei für uns vorn.“ Das Haus verzeichne steigende Besucherzahlen und hole bedeutende internationale Tanzproduktionen nach Düsseldorf.
„Eine Verbesserung der Situation dort fordern wir seit Jahren“, sagte Tacer. „Und das hat natürlich auch nach der Wahl Bestand. Wir werden mit den beiden anderen Parteien darüber reden.“ Die „unglaubliche Leistung“ des Tanzhauses steht für Manfred Neuenhaus, stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP, außer Frage.
„Das Tanzhaus weitet sein Angebot stetig aus und das ist gut für unsere Stadt. Die Realisierung des Anbaus sei jedoch eine Abwägung wert: Geschieht dies auf Kosten eines anderen Kulturprojektes oder wird der Kulturhaushalt erhöht. Das ist in dien nächsten Wochen zu diskutieren.“