Tanzpremiere: Wenn der Tote über den Styx gleitet
Die Compagnie „Ludica“ erinnert im Tanzhaus an Pier Paolo Pasolini.
<strong>Düsseldorf. Hier hätte er sich nicht wohl gefühlt. Man betritt das Studio 6 des Tanzhauses und landet auf einer Stehparty mit Buffet und Geplauder. Pier Paolo Pasolini (1922-1975), Filmemacher und Autor, Kommunist und Volksheiliger, Homosexueller und Mordopfer, umstritten und gefeiert, war ein erklärter Feind des Konsumismus. Der Choreograf Morgan Nardi, die Videokünstlerin Naoko Tanaka und ihre Compagnie "Ludica" erinnern mit ihrem neuen Stück "Anmerkung134" an den Künstler.
Die Performance startet also als Party, die Zuschauer sind Teil des Spiels. Auf einmal trampeln die drei Akteure Francesco Pedone, Anneliese Soglio und Alessio Castelacci auf den Boden. Die zwanglose Atmosphäre bricht. Dann gibt’s, als Karaoke, einen italienischen Schlager im Sound der 60er Jahre.
Das Stück verzichtet nicht nur auf eine klassische Präsentation, sondern auch auf eine gängige Dramaturgie. Nardi und Tanaka haben eine szenische Collage angerichtet, die teils Spuren aus Pasolinis Leben aufnimmt, teils kryptisch bleibt. Videopräsentationen und szenische Elemente wechseln sich ab oder verschmelzen zu eigenen Bildwelten.
"Anmerkung 134", so hieße auch ein ungeschriebenes Kapitel aus Pasolinis unvollendetem Roman "Petrolio". Das suggeriert, "Ludica" habe Pasolinis Werk noch etwas hinzuzufügen - ein zu hoher Anspruch. Zu einer Beschäftigung mit Pasolini regt die Performance aber durchaus an.
Aufführung Samstag, 20 Uhr. Karten: 0211/172700.