Tonhalle: König Artus — eine Oper zum Anfassen
Für diese Musikreihe gibt es keinen Dresscode. In lockerer Atmosphäre erleben Kinder und Eltern die Vielfalt der Musik und lernen ’was dabei.
Düsseldorf. „Am liebsten ist uns die Rotunde“, sagt Mara Schneider. Hier können sich die Kinder frei bewegen, haben Tuchfühlung mit Sängern, Musikern und Mimen und können bei der Zugabe mittanzen. Zustimmend nickt ihre fünfjährige Laura.
Mutter und Tochter haben gerade die Märchenoper „König Artus“ — eine Semi-Oper von Henry Purcell — im Rundfoyer der Tonhalle erlebt. Die Geschichte des tapferen Briten-Königs und seiner Frau, der natürlich schönen Prinzessin Ginerva auf der Burg Camelot.
Heiter, aber konzentriert folgen selbst die Jüngsten den Ritter-Kämpfen gegen den bösen Gegenspieler, imitieren durch Stampfen das Pferdetrappeln. Einige der Sechs- bis Zehnjährigen lassen sich gar zum Knappen befördern. Blechbüchse auf den Kopf geschnürt und ab geht’s. Begeistert sind Mara Schneider und ihre Bekannte Gudula Reiffel, die, ebenfalls mit ihrer Tochter, schon einige Jahre die Kinder-Programme besuchen.
Froh sind die beiden Mütter (die Väter haben heute frei), dass es keine Kinder-Abonnements mehr gibt. Früher mussten sie bangen, berichten sie, noch eine Karte zu ergattern; denn die Konzerte für die Kinder sind beliebt und fast immer ausverkauft. Im freien Verkauf hätten sie jetzt größere Chancen. Dasselbe berichten andere Eltern, die nach der 50-Minuten-Performance des Theater Fayoum und des Ensembles für Alte Musik „Bel tempo“ mit ihren Kindern einen Brezel essen und bedauern, dass „König Artus“ so selten auf dem Programm stehe.
Das Geheimnis des Erfolgs: Kein Dresscode, eher Freizeit-Look dominiert, Polo-Shirt, Jeans und Turnschuhe. Auch bei den Eltern. Wichtiger noch: Die Inszenierungen orientieren sich an den Altersstufen, lassen Freiraum für kindliche Reaktionen der Überraschung, der Freude, des gemeinsamen Zitterns und Hoffens darauf, dass, wie bei Artus-Sage, das Gute siegt.
Besonders reizvoll ist die Spielmanns-Musik nach Purcell: Mit Laute oder Barockgitarre, Blockflöten, Violinen, Cello und zwei Sopranen kreieren sie eine ausgelassene, tänzerische Atmosphäre. Musik dient hier eher, wenn auch gediegen intoniert, der Untermalung.
„Wir bereiten die Kinder vor, haben etwas von der Artus Geschichte mit ihnen gelesen, damit sie mehr verstehen“, sagt Andrej Binetskyy, der mit seiner Frau Victoria und zwei Söhnen Tim (5) und Daniel (9) zum Stammpublikum der Serie „Sternschnuppen“ gehören. „Das ist Oper zum Anfassen“, lobt er.
Sein Jüngster hat keine Scheu, nach vorne zu laufen und sich zu beteiligen. Der ältere Sohn ist auch begeistert, aber schüchtern. „Mit neun“, erklärt der Papa, haben Jungs schon Angst, keine gute Figur zu machen.“
Die Familie kommt aus Neuss und freut sich, dass der Ausflug nicht mehr als 20 Euro kostet. Denn der Ticketpreis für alle Kinderkonzerte liegt bei fünf Euro — auch für begleitende Erwachsene.
Zurück zu König Artus und seiner Burg Camelot, die aus buntbemaltem Pappmaché besteht und vor der sich der Ritter und seine geliebte Ginerva treffen. Für den Ritter gibt’s zwar Küsschen, aber bitte nur kurz. „Ekelhaft“, sagt er kurz angebunden. „Das ist doch romantisch“, schwärmt die Prinzessin.
Klar, dass bei diesen ironisch präsentierten Rollenklischees Kinder lauthals lachen und Eltern leise schmunzeln. Dass die Prinzessin nach der Entführung durch einen Bösewicht zurück nach Lancelot kehrt und dann Hochzeit mit viel Limo gefeiert wird, dabei die Musiker aber ganz schön taumeln, rundet die muntere Tonhallen-Matinée ab. Happy End? Klar, das muss schon sein.