Ute Lemper: „Die Platte ist ein Geschenk“
Gespräch: Ute Lemper kommt ins Schauspielhaus und präsentiert ihre selbst geschriebenen Songs.
Düsseldorf. Zur Diva stilisiert, im Ausland als Vorzeige-Deutsche gefeiert, hat Ute Lemper (44) jetzt mit ihrem 23. Album "Between Yesterday and Tomorrow" ihre erste Platte herausgebracht, bei der alle Songs von ihr stammen. Beim Interview zeigt sich "La Lemper", die mit Ehemann Todd Turkisher und den Kindern Max, Stella und Julian in New York lebt, bester Laune, erzählfreudig - und alles andere als divenhaft.
Gratulation zu Ihrer CD. Kann es sein, dass Ihre Stimme anders klingt als auf den vorangegangenen 23 Platten?
Lemper: Das ist keine theatralische Musik wie bei Brecht/Weill, deshalb singe ich auch nicht mit der großen Bühnenstimme. Die Platte ist ein Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe. Also gehe ich durch meinen musikalischen Kosmos. Da brauche ich nichts zu interpretieren - alle Lieder funktionieren einfach so.
Klangtechnisch ist "Between Yesterday and Tomorrow" ein Mix aus Jazz, arabischen Sounds, und Tango ist auch dabei. Wie und wo ordnen Sie die Platte ein?
Lemper: In Amerika fällt die Mischung unter "zeitgenössische Musik für Erwachsene". Ich wollte verschiedene Facetten zeigen, zwischen coolen Jazz-Rhythmen und epischen Balladen mit Streichern. Alle Lieder sind erzählerisch und groovig. Das klang mir am schönsten.
Sie besingen das Leben ("Wings of Desire"), die Liebe ("Here is Love") ebenso wie Mauerfall ("Ghost of Berlin"), Atomtests und den 11. September. Wie politisch sind Sie?
Lemper: Ich hätte hundert Geschichten erzählen können. Über meine Kinder - ich bin eine waschechte Mutter, die Familie ist das Zentrum meines Lebens - über Todd. Aber ich wollte mich nicht nur auf ein Thema festlegen. Es gibt so vieles, das einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Der Fall der Mauer, das war ein Ereignis wie die Mondlandung. Das hat sich ins Herz eingeprägt und ins Gedächtnis zementiert.
Und im traumschönen "Nomad" besingen Sie ihr Nomadenleben?
Lemper: Nomadenleben war früher mal. Dann kamen die Kinder. Seitdem bin ich sesshaft. Auf der Bühne bin ich gern mal glamourös. Aber sonst ein bodenständiger Mensch. Zum Alltag gehören putzen, kochen, kleine Katastrophen, Spaß - ganz normales Familienleben in New York. Aber ich flirte mit dem Gedanken, nach Europa zurückzukommen. Berlin oder London könnte ich mir zum Leben vorstellen. Paris auch. Aber davon kann ich Todd nicht überzeugen.
Am 10. Mai sind Sie erst mal zurück in Düsseldorf.
Lemper: Ja, Düsseldorf... Als ich klein war, bin ich oft mit meinem Vater, der bei der Bank arbeitete, nach Düsseldorf an die Börse gefahren. Zu "Cabaret"-Zeiten hatte ich eine winzige Wohnung mit einem minikleinen Öfchen und einem unbequemen Couchbett, und trotzdem war das eine wahnsinnig tolle Zeit. An Düsseldorf habe ich viele schöne Erinnerungen.
Was wird ihr Publikum beim Konzert im Schauspielhaus erleben?
Lemper: 50 Prozent sind Lieder von meiner neuen Platte. "Nomad" allerdings gehört nicht zum Konzertprogramm. Die andere Hälfte sind unter anderem ein ganz neu entwickelter Brel-Zyklus, Astor Piazzolla, Weill, Hollaender, Knef - und natürlich auch "Cabaret".