Von Pilzen lernen: FFT verwandelt sich in Biotop

Bis November läuft die Reihe „Alien Ecologies“: Die Hauptrollen spielen Pilze und Wolken.

Foto: Skylar Kang

Düsseldorf. Erst ist es nur eine dichte Masse aus Nebel, die mit einem Zischen aus dem schwarzen Rohr schießt. Doch als sie langsam im gelben Licht des Scheinwerfers auseinander wabert, sich verformt, windet und ausdehnt, scheint die Wolke lebendig zu werden. Wie ein Wesen aus einer anderen Welt, das seinen konturlosen Körper behäbig in Bewegung setzt und ihn dann immer weiter ausdehnt, als es sein Potenzial zu erkennen beginnt.

Und so erfasst es irgendwann auch die drei Menschen, die dieses Wesen künstlich erschaffen haben und nun von ihm verschlungen werden. Was sich da auf der Bühne des FFT Juta abspielt, hat so gar nichts mit konventionellem Theater zu tun. Es ist physikalisches Experiment, schräge Performance, eine „Cosmo-Choreography“, wie die Künstlergruppe SXS enterprise ihr Projekt selbst nennt.

Mit Hilfe von Wasserkanistern, an denen Zerstäuber angebracht sind, erzeugen sie auf der Bühne Wolken, die sie durch verschiedene Einflüsse lenken und verändern. Die Darsteller wollen sie allerdings nicht beherrschen, sondern eine Kommunikation aufbauen mit den dynamischen, aus kleinsten Teilchen bestehenden Wolkensystemen.

Nicht der Mensch soll im Zentrum des Geschehens stehen, sondern das Miteinander, das große Ganze, die Interdependenz. Diese Philosophie prägt die internationale Koproduktionsreihe des FFT mit dem Titel „Alien Ecologies“. „Wir vertiefen das Nachdenken über die eigene Position in der Welt“, sagt Dramaturgin Katja Grawinkel. Die Künstler wollen weg vom Denken, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, und einen neuen Blick auf die Welt entwerfen.

Dafür verwandelt sich das FFT in diesen Tagen in ein „Ökotop“, wie Grawinkel es formuliert. Den Auftakt hat die Formation SXS enterprise mit ihrer „Cosmo-Choreography“ am vergangenen Donnerstag gemacht, das zweite Großprojekt ist „Mykorrhiza: Ein Apparat“. Auch hier spielen nicht-menschliche Akteure die Hauptrolle: essbare Pilze. „In den letzten Wochen haben wir hier unter anderem den Schiitake, Rosen-Seitlinge und Austernpilze gezüchtet“, erklärt FFT-Sprecherin Rebecca Hermann.

Sie sollen in „Mykorrhiza“ in den FFT Kammerspielen an der Jahnstraße gemeinsam mit dem Publikum betrachtet, geerntet und gegessen werden. Um dieses Spektakel herum finden an beiden Standorten regelmäßig Performances, Konzerte und Workshops statt.

Die Veranstaltungen im Rahmen von „Alien Ecologies“ laufen noch bis 16. Mai, wenn die Reihe mit der letzten Vorstellung von „Mykorrhiza“ endet.