Architektur Walter Gropius: Der Silberprinz, der das Bauen revolutionierte

Düsseldorf · Im zweiten Teil unserer Bauhaus-Serie widmen wir uns dem legendären Baumeister Walter Gropius, der die Architekturschule gegründet hat.

Der „Silberprinz“ Walter Gropius vor dem Entwurf für das Chicago Tribune Tower 1922.

Foto: Bauhaus Archiv Berlin

Der Architekt Walter Gropius (1883 -1969) gab der Schule ihren Namen und das Gepräge. Aus der Vereinigung Großherzoglicher Sächsischer Hochschulen für Bildende Kunst wurde im April 1919 nach Vorschlägen des Belgiers Henry van de Velde das Bauhaus gegründet. Die Leitung übernahm Walter Gropius.

Das Ziel war eine Arbeitsgemeinschaft, die den Unterschied zwischen Künstlern und Handwerkern aufheben sollte. Am Bauhaus wurden neue, andere Lebensformen erprobt. Den Studierenden, die in das Bauhaus aufgenommen wurden, um dort zu leben und zu studieren, brachte man zunächst den Grundsatz „bei Null anzufangen“ bei. So verwendete das Bauhaus grundsätzlich die Kleinschrift, was mit der Konzentration auf das Wesentliche und auf die Befreiung von Überflüssigem begründet wurde. Die bauhauseigene Schrift ist auf einfache Grundelemente aufgebaut: drei Winkel, wenige Bögen und Linien.

Im Auftrag der Stadt Dessau errichtete Walter Gropius 1926 eines seiner „Meisterhäuser“. Sie zählen heute zum UNESCO Welterbe.

Foto: Bauhaus Archiv Berlin

Walter Gropius wurde aufgrund seiner grauen Haartracht „der Silberprinz“ genannt. Gold wäre für diesen so feinen und präzisen Mann zu prunkvoll gewesen. „Gropius hatte allen Ballast der Vergangenheit über Bord geworfen und sich eine wundersame Sensibilität bewahrt, die ihn als Aristokraten erscheinen ließ“, schrieb der US-amerikanische Schriftsteller und Kunstkritiker Tom Wolfe in „From Bauhaus to our house“.

Walter Gropius‘ Vater war Gemeiner Baurat in Berlin. Er begann 1903 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in München, das er an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg fortsetzte. Er machte nie ein Diplom, fand jedoch rasch im Büro von Architekt Peter Behrens auch ohne Abschluss Anerkennung, insbesondere als Industriedesigner. Nach zweijähriger Mitarbeit machte er sich selbstständig und fand Unterstützung durch Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus aus Hagen, der ihm die Türen zum Deutschen Werkbund öffnete.

Im Jahre 1910 lernte er Alma Mahler, die Frau des berühmten Komponisten, kennen, die er nach dem Tod Gustav Mahlers heiratete. In das Leben der legendären Alma Mahler-Gropius trat sehr bald der junge Schriftsteller Franz Werfel. Die Ehe wurde 1920 geschieden.

Ab 1926 beschäftigte Gropius sich intensiv mit dem Massenwohnbau als Lösung der städtebaulichen und sozialen Probleme und trat für die Rationalisierung des Baugewerbes ein. Mit der Siedlung „Am Lindenbaum“ (1929/1930) war er auch einer der Architekten am Projekt „Neues Frankfurt“, bei dem junge Architekten, Designer und Künstler Standards für den sozialen Wohnungs- und Siedlungsbau setzten. Er entwarf zahlreiche Wohnbauprojekte wie die Siedlung Dessau-Törten, Dammerstock, Wohnblocks in der Siemensstadt und das Projekt Wannsee-Uferbebauung in Berlin.

Am 1. April 1928 trat Gropius als Direktor zurück und schlug den Schweizer Architekten Hannes Meyer als seinen Nachfolger vor. Meyer intensivierte als neuer Direktor des Bauhauses die Zusammenarbeit mit der Industrie und konzentrierte sich hauptsächlich auf Architektur, dabei vertrat er die Devise „Volksbedarf statt Luxusbedarf“. Seine hartnäckigen linkssozialistischen Positionen passten dem Oberbürgermeister von Dessau nicht und führten im Jahre 1930 zur fristlosen Kündigung.

Danach wurde ab 1930 die Leitung an den Architekten Ludwig Mies van der Rohe übertragen. Das politische Klima war denkbar ungünstig geworden. Nachdem die NSDAP 1931 die Gemeindewahl in Dessau gewonnen hatte, galt die Schließung des Bauhauses sehr bald als abgemachte Sache. Es galt zu retten, was zu retten war. Mies versuchte daher einen Umzug nach Berlin und setzte sich für eine Fortführung als private Einrichtung ein.