Kunst Kunstwerk des Monats im Museum Kunstpalast: Die gläserne Pietà aus Tschechien

Das Museum Kunstpalast hat für den Mai die „Pietà“ von Jan Fišar zum Kunstwerk des Monats erkoren. Es zeigt, warum die berühmte biblische Szene gerade in Glas so besonders wirkt.

Den Schmerz der Leidensmutter in Glas eingefangen: Jan Fišars "Pietà".

Foto: Fotostudio Fuis

Düsseldorf. Zwei Gebilde aus braunem Glas, das eine steht, das andere liegt. Geschwungen, gefaltet und spiralförmig gedreht. Sie sehen aus wie geplatzte Glasflaschen, die nach dem Malheur zu eleganten und anmutigen Objekten geformt wurden. Doch bei den Objekten handelt es sich um die Figuren, die eine der berühmtesten Szenen der abendländischen Kunst darstellen: die Pietà. Die Leidensmutter Maria trägt den vom Kreuz abgenommenen Christus auf ihrem Schoß. Dementsprechend heißt die Glasskulptur auch „Pietà“. Kreiert hat sie Jan Fišar (1933—2010), einer der bekanntesten tschechischen Glasbildhauer des 20. Jahrhunderts.

„Pietà“ hat das Museum Kunstpalast zum Kunstwerk des Monats Mai erkoren. Jeden Monat wählen wissenschaftliche Mitarbeiter des Hauses aus der eigenen Sammlung ein Kunstwerk aus, um es der Öffentlichkeit ausgiebig vorzustellen. Mit Video und Kurzführungen. „Pietà“ hat Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, der Leiter des Glasmuseums im Museum Kunstpalast ausgesucht. Die Glasskulptur stammt aus einer großen Schenkung der Hamburger Sammlerin Frauke Thole. Sie umfasst 27 Werke von Jan Fišar. Die „Pietà“ stammt aus dem Jahr 1991 und ist die figürlichste unter ihnen, und das, obwohl keine Figuren zu sehen sind. Erkennbar sind nur die Hüllen der Körper. Die Umrisse von Marias Mantel, ihr gesenkter Kopf, ihre haltenden Arme. Den Leichnam Christi verdeckt ein spiralförmig gewickeltes Grabtuch. Der verschwundene Körper Christi lässt auch Marias Körper verschwinden, er löst sich auf in Schmerz. Wie lässt sich diese Szene beeindruckender einfangen als mit durchsichtigem Glas? Laut Kerssenbrock-Krosigk verweist der Künstler damit wieder auf die Geburt Christi. Als der Gottessohn das Licht der Welt erblickt, liegt er in einem Wickeltuch. Damit erzähle Fišar die ganze Passionsgeschichte in einem Werk.

Jan Fišar widmete sich ab 1966 der Glaskunst und erlangte damit großen Ruhm. Besonders beeindruckt haben den tschechischen Bildhauer die Skulpturen aus dem Barock. In seiner böhmischen Heimat existieren immer noch viele barocke Skulpturen im öffentlichen Raum. Ihr Kennzeichen: Pathos. Es spiegelt sich auch in Fišars gläserner Pietà wider.

Neben dem Video auf der Website bietet das Museum Kunstpalast am Donnerstag den 3. Mai um 12.30 Uhr eine Kurzführung zum Kunstwerk des Monats an. Treffpunkt: Thorn-Prikker-Foyer (Sammlungsflügel), Gebühr: 3 €.