Düsseldorf Laserangriff auf ungeliebte Tattoos

Immer mehr wollen ihre Tattoos wieder loswerden. Die Uni-Klinik bietet ihnen eine Lasertherapie — die kostet viel Zeit und Geld.

Der Laserstrahl erwärmt und zersprengt die Pigmente in der Haut: Dr. Peter Arne Gerber bereitet bei Sandra Lippelt die Behandlung des linken Unterarms vor. Fotos: Sergej Lepke / Uni-Klinik D’dorf (2)

Düsseldorf. Jetzt im Sommer ist es nicht zu übersehen: Immer mehr Menschen sind tätowiert. Auf fast zehn Prozent beziffert eine neue Studie der Ruhr-Universität Bochum den Anteil der Tätowierten in Deutschland, in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahre sind es schon mehr als 20 Prozent. Und was früher meist ein Privileg des Unterschicht-Milieus war, finden längst alle Bildungsgrade ganz toll. Allerdings hat die Studie auch ergeben, dass mindestens jeder Zehnte sein Tattoo irgendwann auch wieder los werden will.

Und dann kommen — wenn es gut läuft — Tattoo-Entferner wie Dr. Peter Arne Gerber, leitender Oberarzt am Universitätsklinikum, ins Spiel. Er behandelt gerade rund 25 Menschen per Lasertherapie und warnt vor Experimenten: „Im Internet gibt es jede Menge Angebote zur angeblich schmerzfreien Tattoo-Entfernung, etwa das Wegätzen mit Milchsäure — aber dahinter stecken oft unkalkulierbare Risiken für Hautschäden und Narbenbildungen“, sagt der Leiter der Lasermedizin in der Hautklinik. Gerade erst hielt die Deutsche Dermatologische Lasergesellschaft ihre Jahrestagung in Düsseldorf ab, natürlich waren sich die Experten einig, dass Laserbehandlungen in ärztliche Hand gehören und nicht in die von Kosmetik- oder Epilationsstudios.

Seit anderthalb Jahren zur Laserbehandlung in die Uni-Klinik kommt Sandra Lippelt, 27, Erzieherin: „Ich habe mir 2008 den Namen meines Freundes Philipp in den Unterarm stechen lassen“, erzählt sie. Doch Philipp fand das gar nicht so klasse, also übertünchte ein Tätowierer die Buchstaben mit einem Gecko. „Als dann noch bei direkter Sonneneinstrahlung oft eine Schwellung in dem Arm auftrat, habe ich entschieden: Das Tattoo muss weg“, sagt Lippelt.

Heute ist ihre elfte Sitzung bei Dr. Gerber und ihr Gecko ist kaum noch zu erkennen. Exakt 152 Schüsse lässt der Dermatologe in gut einer Minute auf Lippelts Unterarm los: „Wir schießen ultrakurze, aber sehr energiereiche Laserlichtimpulse auf die Farbpigmente in der Haut und sprengen sie so quasi“, erklärt Gerber. Sandra Lippelt verzieht dabei durchaus das Gesicht: „Es tut auf jeden Fall mehr weh als das Stechen des Tattoos, aber es lässt sich aushalten“, sagt die 27-Jährige.

Zur Schmerzlinderung richtet der Dermatologe lediglich einen Schlauch mit kühler Luft auf den Arm, „das reduziert zugleich die Hitze in der Haut“, sagt er. Danach gibt’s für zehn Minuten eine Eispackung, nach weiteren zehn Minuten kann der zweite Durchgang starten, bei dem die tiefer liegenden Pigmentschichten erreicht werden. Gerber: „Insgesamt machen wir maximal drei Behandlungen pro Sitzung.“

Die Therapie dauert so lange, weil zwischen den Sitzungen bis zu sechs Wochen vergehen müssen, da der Abtransport der Farbpigmente und die Erholung der Haut Zeit brauchen. Natürlich gibt es auch noch das schnelle, aber brachiale Abschleifen per Diamantfräse. Gerber wandte sie zuletzt bei einer Stewardess an, die gerade im Bewerbungsverfahren bei der Lufthansa steckte und deshalb sofort ihr Tattoo weghaben musste.

Die Entfernung per Laserstrahlen ist teuer und wird von den Kassen nicht übernommen. Zwischen 100 und 600 Euro kostet eine Sitzung, je nach Größe der tätowierten Körperfläche. Da man in der Regel 12 bis 15 Sitzungen benötigt, kommen schnell mehrere tausend Euro zusammen. Und: Eine Garantie, dass wirklich alles verschwindet, gibt es nicht.

Sandra Lippelt hat von dem farbigen Hautschmuck ein für allemal genug: „Nie wieder“, sagt sie. Ihr Freund Philipp übrigens ist keineswegs passé.

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