Boll: „Rio ist eine Herausforderung“
Der 31-Jährige weiß, dass die Entscheidung, ob er bei Olympia 2016 dabei ist, von der Fitness abhängt. Motiviert ist er.
Düsseldorf. Timo Boll spricht von „einer großen Entschädigung“. Europas bester Tischtennisprofi hat zuvor bei den Olympischen Spielen in London „ganz schwere Zeiten durchlebt, ich habe weit unter meinem Niveau gespielt“. Nach dem frühen Ausscheiden im Einzel ist er „in ein ganz tiefes Loch gefallen“. Aber in der Mannschaft hat er sich aus diesem Tief herausgearbeitet. Der Düsseldorfer ist in der Mannschaft über sich hinaus gewachsen. Timo Boll hat gezeigt, dass er die Orientierung im deutschen Tischtennis ist.
Und das soll so bleiben. „Wenn der Körper mitspielt, ist Rio 2016 nochmal eine Herausforderung“, sagt er. „Von der Motivation her ist das kein Problem.“ Im Spiel um Bronze war er wieder der alte Timo Boll. Seine beiden Einzel gegen Hongkong gewinnt er beeindruckend. Das erste ohne große Anstrengung, das zweite in aller Entschlossenheit. Es war das entscheidende gegen Tianyi Jiang. Nach 0:1-Satzrückstand und 3:8 scheint er schon aussichtslos zurück. Dann macht der 31-Jährige zehn Punkte hintereinander und zermürbt seinen Gegner.
Fast wie im Halbfinale, Boll nennt es „ein unfassbares Spiel“. Gegen den chinesischen Olympiasieger und Weltmeister Zhang Jike feiert er seine „Auferstehung“, wie Boll sagt. „Wir waren nahe dran.“ In diesem Spiel gewinnt Boll sein Selbstvertrauen zurück. „Ich habe die Contenance bewahrt“, sagt er, der nie überflüssige Worte macht. Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig nennt ihn „einen ganz Großen. Wir waren den Chinesen so nahe wie noch niemals vorher“. Auch der Bundestrainer ist begeistert. „Timo ist besonders“, sagt Jörg Roßkopf, der es beurteilen kann. Er war selbst ein Spieler der absoluten Weltklasse.
Olympisches Tischtennis zu sehen, ist ein Erlebnis. In ausweglos scheinenden Situationen den Ball zurück zu bringen, das konnten früher nur die Chinesen. Inzwischen können es die Deutschen auch. „90 Prozent reichen auf diesem Niveau nicht“, sagt Boll und versucht, sein frühes Ausscheiden im Einzel zu erklären. Die Mannschaft und Boll kämpfen sich zurück. Zwei Olympiamedaillen haben sie gewonnen. Schimmelpfennig erklärt Bronze mit der Mannschaft „zum historischen Tag für das deutsche Tischtennis“.
Pause? Für Timo Boll nicht. In zehn Tagen beginnen die China Open. Und dann mit Borussia Düsseldorf die Bundesliga und die Champions League. Olympia ist dann schon längst aus dem Kopf.