DEG: Wenig Torgefahr von blauer Linie
Die Verteidiger der Düsseldorfer EG sammeln nicht genügend Scorerpunkte. Vor allem seit dem Ausfall von Tim Conboy.
Düsseldorf. Der Blick auf die Scorerliste bereitet der DEG aktuell besonders viel Spaß. Gleich drei Düsseldorfer gehören zu den besten vier Scorern der Deutschen Eishockey Liga. Michael Davies (sieben Tore/21 Vorlagen), Ken Andre Olimb (5/22) und Andreas Martinsen (12/13). Nicht zufällig sind alle drei Stürmer. Denn von den DEG-Verteidigern kommt in der Offensive bislang wenig.
Erst 39 Scorerpunkte haben die zehn eingesetzten Defensiv-Spezialisten in 23 Saisonspielen gesammelt. Macht einen Schnitt von 1,7 pro Spiel. Zieht man die vier Tore und drei Assists von Tim Conboy ab, der seit Anfang des Monats und bis Ende der Saison mit einem Kreuzbandriss ausfällt, sieht es sogar noch düsterer aus.
Dann bleiben von denen, die auch am Wochenende in Augsburg (Freitag/19.30) und gegen Mannheim (Sonntag/14.30 Uhr im Rather Dome) auflaufen, nur noch sechs Tore und 26 Vorlagen. Macht gerade mal 1,4 Punkte pro Spiel. Der zweitschlechteste Wert der ganzen Liga. Nur das abgeschlagene Schlusslicht aus Straubing (erst drei Siege und 36 Tore nach 22 Spielen) ist mit 1,2 noch schlechter.
Dabei sind offensivstarke Verteidiger im modernen Eishockey wichtiger denn je. In Sachen Spieleröffnung aus der eigenen oder der neutralen Zone. Und im Power Play als Puckverteiler und Schütze von der blauen Linie. Gerade durch die vergrößerten Angriffszonen und in den entscheidender werdenden Überzahlsituationen. Tobias Abstreiter, als Co-Trainer für die Defensive der DEG zuständig, kennt das Problem. Sieht es aber nicht als ein reines der Verteidiger: „Wir haben die Chancen und schießen genug. Die Stürmer müssen sich mehr vor dem Tor aufhalten, dem Torwart die Sicht nehmen und aggressiver um Nachschüsse kämpfen.“
Wie das geht, zeigt Andreas Martinsen oft genug. Doch bis auf den kantigen Norweger (1,90 Meter/109 Kilogramm) gibt es kaum große und breite Stürmer im Kader, die sich dort behaupten können, wo es weh tut. Alexander Thiel bringt zwar ebenfalls Größe mit (1,96 Meter), ist mit nur 89 Kilogramm aber nicht robust genug, um vor dem gegnerischen Tor „aufzuräumen“. Und als Vierte-Reihe-Stürmer auch in seiner Eiszeit beschränkt. So sind viele Schüsse der Verteidiger leichte Beute für die Torhüter.
234 Mal schoss die DEG-Defensive bislang aufs Tor — 32,8 Prozent der insgesamt 713 Schüsse. Doch der Anteil der Tore liegt mit zehn von 67 nur bei 14,9 Prozent — ohne Conboys Treffer (dann sechs von 63) sogar nur bei 9,5. Natürlich sind Stürmer grundsätzlich effizienter vor dem gegnerischen Tor. Schließlich müssen sie nicht immer nach hinten absichern, stehen näher am Tor und haben meist die größeren Chancen. Aber dass die Verteidiger mehr als drei Mal so viele Schüsse brauchen wie die Stürmer, um ein Tor zu erzielen, könnte der DEG noch Sorgen bereiten. Gerade, wenn die Saison in die entscheidende Phase geht.
Nur Bernhard Ebner hat zwei Tore auf dem Konto. Stephan Daschner, Kurt Davis, Drew Schiestel und Jakub Ficenec jeweils erst eins. Der Rest noch gar keins. Auch Conboy-Ersatz Shawn Belle nicht. In seinen fünf Einsätzen hat er noch nicht mal aufs Tor geschossen. „Shawn hat lange nicht gespielt und konzentriert sich auf die Defensive“, sagt Abstreiter, der aber davon ausgeht, „dass er sich mehr nach vorne einschaltet, wenn er bald das Selbstvertrauen dafür hat“. Der DEG kann das nur gut tun.