Hockey: Und wieder gegen Niederlande
Die deutschen Damen wollen im vierten EM-Finale gegen den Top-Favoriten endlich den Titel holen.
Düsseldorf. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach ihrem sensationellen Olympiasieg in Athen planen die deutschen Hockey-Damen den nächsten Coup. "Jetzt wollen wir auch noch den letzten Schritt tun und mal wieder Hockey-Geschichte schreiben. Wir waren noch nie Feld-Europameister, also wird es Zeit", verkündete Spielführerin Marion Rodewald nach dem clever herausgespielten 2:1-Erfolg im EM-Halbfinale gegen Gastgeber England. Dank des vorzeitig gesicherten Olympia-Tickets für Peking 2008 können die Deutschen im heutigen Endspiel locker aufspielen und wollen den Titelverteidiger und Top-Favoriten Niederlande wie beim völlig unerwarteten 2:1-Triumph im denkwürdigen Olympia-Finale am 26. August 2004 in Athen überraschen.
"Wir werden denen den Titel auf keinen Fall schenken", versprach Marion Rodewald, eine von noch sechs Athen-Heldinnen im EM-Kader. Nach dem Finale steigt mit den meisten Teamkolleginnen von damals in Manchester so oder so eine Feier anlässlich des sich erneut jährenden Gold-Tages. Doch die Stimmung wäre sicher noch besser, wenn auch der erste kontinentale Feld-Titel bejubelt werden könnte. "Bei wichtigen Spielen waren die Duelle Deutschland gegen Holland immer offen, also haben wir Chancen", glaubt Torfrau Kristina Reynolds, die gegen England in der hektischen Schlussphase bei einer Serie von Strafecken mit Glanzparaden den verdienten Semifinal-Erfolg sicherte.
Dass gegen den Welt- und Europameister aus dem Nachbarland alles möglich ist, haben zwei Testspiel-Siege in diesem Jahr gezeigt. "Wenn alles optimal läuft, können wir auch gegen die Nummer 1 der Welt bestehen", betonte Bundestrainer Michael Behrmann. Allerdings kassierten DHB-Damenteams gerade in entscheidenden EM-Partien bittere Niederlagen - auch gegen Oranje-Mannschaften: So ging das Endspiel 1991 in Brüssel gegen England ebenso verloren wie die Final-Duelle mit den Niederlanden 1999 in Köln und zuletzt 2005 in Dublin.
Behrmann hofft daher auf eine Trotzreaktion: "Einige Spielerinnen waren schon zweimal EM-Zweite, die haben darauf keine Lust mehr." Dem Coach aus Hamburg ist es gelungen, nach der schwachen WM 2006 in Madrid (Rang acht) unter Vorgänger Markus Weise mit der Berufung von starken Juniorinnen eine Einheit zu formen. "Die sorgen für frischen Wind", sagte Olympiasiegerin Tina Bachmann, die im Finale notfalls mit Turban spielen wird. Denn nach den deutschen Toren durch Anke Kühn (12.) und Maike Stöckel (24.) bekam sie im England-Spiel Crista Cullens Strafecke zum 1:2 (67.) an die Schläfe - und gleich darauf eine dicke Beule. Dennoch meinte sie grinsend: "Das war das erste Kopfballtor dieses Turniers."