Hallenfußballvariante Post-SV startet im Futsal durch

Düsseldorf · Erst seit einem Jahr wird beim Post-SV Hallenfußball gespielt. Und schon ist das Team in die zweite Liga aufgestiegen.

Sieht auf den ersten Blick aus wie „normaler“ Hallenfußball, ist aber Futsal — mit speziellem Ball.

Foto: Post-SV

Als er das Wort zum ersten Mal hörte, hatte er Fragezeichen im Kopf: „Futsal? Was ist das?“, fragte sich Mohamed El Aradi, den alle nur „Mo“ nennen. Fußball hatte er jahrelang gespielt. Als Junge aus Flingern zunächst bei Alemannia 08 und beim späteren SC Flingern, danach bei der TuRU und beim Post SV. Aber Futsal? Heute weiß der 27-Jährige, was sich dahinter verbirgt: „Ein geiler Sport, weil nur vier Leute auf dem Platz sind und du ständig den Ball hast“, wie El Aradi sagt. Ein Sport, „der zu wenig Aufmerksamkeit bekommt“.

Das behaupten ja viele, die einen Randsport ausüben. Aber im Fall des Futsal ist das Nischendasein in der Tat überraschend. Ist die internationale Hallenfußballvariante doch in vielen Ländern populär und füllt große Hallen. Nur ausgerechnet bei der Fußballnation Deutschland spielt Futsal keine Rolle. Auch in Düsseldorf nicht. Seit gerade mal zwei Jahren gibt es offizielle Meisterschaften. Ein „Pilotprojekt“ sei das, sagte Bernd Biermann vom Fußballkreis damals. Sonderlich beliebt ist das Turnier noch nicht. Gerade mal 15 Klubs nahmen dieses Jahr teil. Draußen auf dem Feld sind es Dutzende. Doch die meiden seit Jahren die Halle, aus Angst vor Verletzungen.

Dabei sind die beim Futsal relativ selten. Grätschen sind verboten, das Spielfeld ist — anders als beim traditionellen Hallenfußball, den erst recht niemand mehr spielen will — begrenzt, es gibt also keine Zweikämpfe und Laufduelle an der Bande. Zudem ist der Ball schwerer und sprungreduziert. Es kommt auf Technik und Taktik an. Nicht umsonst schicken Länder wie Brasilien ihren Fußballnachwuchs zunächst zum Futsal, damit er die richtige Ballbehandlung lernt. Auch in Süd- und Osteuropa sowie im Iran wird viel und vor Publikum gespielt. In Spanien gibt es eine Profiliga.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Entwicklung komplett verschlafen. Erst seit 2013 fördert er den Sport, das erste offizielle Länderspiel folgte drei Jahre später, eine bundesweite Liga gibt es allerdings noch nicht. „Das würde auch keinen Sinn ergeben, es gibt zu wenige Mannschaften, außerdem fehlt es komplett an Unterbau“, sagt Mo El Aradi, der angetreten ist, um das zu ändern.

Fehlende Hallenzeiten sind das größte Problem der kleinen Szene

Als er vor Jahren zum ersten Mal zum Training ging, war er sofort begeistert. Er spielte erst bei der Fortuna, ehe er mit Freunden etwas eigenes aufziehen wollte. Also suchten sie nach einem Verein und fanden den Post-SV aus Gerresheim, bei dem sie früher „normalen“ Fußball gespielt hatten. Dank der Unterstützung von Iris Bauer und Conny Spinelli aus dem Vorstand dauerte es nicht lange, und der Post-SV hatte sein eigenes Team. Damit ist er einer von nur drei Klubs in Düsseldorf: Neben den Gerresheimern gibt es noch den Japanischen Club Düsseldorf und die Fortuna.

Die Fortuna hatte 2015 die Mitglieder des ehemaligen Klubs Inter Futsal aufgenommen und eine Abteilung gegründet. 2017 übernahm sie auch die TuRU Lions. Die erste Mannschaft spielt in der höchsten Klasse, der Regionalliga.

Von der ist der Post-SV nicht mehr weit weg. Das junge Team um das Trainergespann Mohamed El Aradi und Marzouk Attaouil holte gleich im ersten Jahr die Landesligameisterschaft und stieg in die Niederrheinliga auf. Ohne Niederlage gegen die Teams aus Duisburg, Mülheim, Krefeld, Haan oder Wuppertal, mit sieben Punkten Vorsprung und einer Tordifferenz von plus 129.

Rundum glücklich sind sie dennoch nicht. Es fehlt an Professionalität in der Liga, immer wieder fallen Spiele aus. „Unser größtes Problem sind aber die Hallen. Es gibt so viele Hallen, aber auch so viele Sportarten“, sagt El Aradi, dessen Team in Grafenberg trainiert, aber ständig woanders spielt. Mal in Oberbilk, mal in Niederkassel, mal in Wersten. Was halt gerade frei ist. Das Training ist mittwochs um 21.45 Uhr. Vorher war nichts zu bekommen. Und auch nur ein Mal in der Woche.

Da ist es schwer, sich weiterzuentwickeln. Doch ans Aufgeben denkt niemand. Nicht, wo es so gut läuft. „Das ist nicht wie draußen, wo du dich durch die Kreisligen kämpfen musst“, sagt El Aradi, „du kannst im Futsal schnell hochkommen, es gibt nur drei Ligen.“ Die zweite haben sie schon erreicht. In ihrem neuen Lieblingssport.