Absturz ins Niemandsland
Die HSG ist Vergangenheit. Was als Projekt mit einigen Erfolgen begann, endete im sportlichen Nichts. Jetzt trägt der ART alle Hoffnungen.
Düsseldorf. Als die HSG Düsseldorf im April 2004 den Aufstieg in die 1. Handball-Bundesliga geschafft hatte, sollte dies der Beginn einer Erfolgsgeschichte werden. Acht Jahre später stehen die Verantwortlichen des Klubs vor den Trümmern. Der Profi-Handball in Düsseldorf gehört der Vergangenheit an, die HSG verabschiedet sich mit einem laufenden Insolvenzverfahren. Der damalige Präsident Erwin Schierle und Manager Frank Flatten waren damals die Väter des Aufschwungs. Sie holten in den vergangenen Jahren zahlreiche, aber nicht gerade preiswerte Nationalspieler nach Düsseldorf (siehe Kasten).
Der Preis war nicht nur im Nachhinein hoch. Die Ziele waren damals aber klar definiert. Man wollte sich in der höchsten deutschen Spielklasse etablieren und mittelfristig auch international spielen. Im Dezember 2007 scheiterte die HSG als Zweitligist im Pokal-Viertelfinale nur knapp mit 29:30 an Nordhorn, in der Saison darauf folgten der erneute Aufstieg und der direkte Abstieg.
Schon in früheren Jahren drückten die HSG finanzielle Probleme, die bei Spielern einen Verzicht auf Teile ihres Gehaltes zur Folge (Saison 2003/2004) hatten. Zwischendurch musste später der ein oder andere Akteur abgegeben werden, um Etatlücken zu stopfen. Wie 2006, als der heutige Nationalspieler Michael Haaß vor Vertragsablauf zu den Rhein Neckar Löwen wechselte. Kostspielig wurde die Verpflichtung von Trainer Goran Suton (2009), der trotz eines Drei-Jahres-Vertrages nach zehn Monaten beurlaubt wurde.
Seit August 2010 war Frank Flatten als Präsident und Manager der maßgebende Mann in der ausgegliederten Profiabteilung. Trotz der Verpflichtung des ehemaligen Welt-Handballers Daniel Stephan als Sportdirektor sowie der Rückkehr von Torjäger Michael Hegemann verpasste die HSG den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Der als großer Hoffnungsträger engagierte Stephan verließ die HSG trotz laufenden Drei-Jahres-Vertrages nach nur zwölf Monaten. Bei einem geschätzten Gehalt von rund 100 000 Euro pro Jahr war dies eine teure Angelegenheit.
Zur Saison 2011/2012 folgte dann in der eingleisigen zweiten Liga ein wirtschaftliches Fiasko, das im deutschen Profi-Handball wohl kaum zu toppen ist. Anstatt des von Flatten angekündigten Umbruchs mit Talenten aus dem eigenen Nachwuchs folgte der Absturz. Um Kosten zu sparen, wurden nach und nach die besten Spieler freigestellt. Sie heuerten bei anderen Klubs an. Es folgte die Insolvenz der HSG und Ende 2011 die Ankündigung einer Spielgemeinschaft mit dem DHC Rheinland zur kommenden Saison. Deshalb wechselten Michael Hegemann und Mathias Lenz vorab auch zum geplanten Fusionspartner nach Dormagen.
Das Ganze entpuppte sich als Seifenblase. Der DHC Rheinland meldete ebenfalls Insolvenz an und wird kommende Saison in der dritten Liga spielen. Die HSG Düsseldorf hingegen verschwindet komplett von der Bildfläche, denn die Lizenz für die Drittklassigkeit wurde dem ART Düsseldorf übertragen. Damit wurde in Düsseldorf zumindest gesichert, dass es im Semi-Profibereich weitergeht. Die junge Mannschaft mit etlichen Eigengewächsen wird durch gestandene Spieler wie Mathias Lenz oder Patrick Ranftler verstärkt.
Spannend wird es sicherlich, denn in der dritten Liga stehen zahlreiche Derbys an: TV Korschenbroich, Bayer Dormagen, TuS Wermelskirchen, Bayer Uerdingen, OSC Rheinhausen, Leichlinger TV und VfL Gummersbach U 23 sind unter anderem die Gegner des ART.