Rochusclub deklassiert Halle
Der Auftakt der Bundesliga wird zum Festtag. Gegen den Meister gewinnen die Düsseldorfer ohne Satzverlust mit 6:0.
Düsseldorf. Der letzte Ballwechsel dieses rundum gelungenen Tages war noch nicht alt, längst nicht alle der mehreren tausend Zuschauer am Rolander Weg waren schon nach Hause gegangen, da saß Detlev Irmler mit einigen seiner Schützlinge bereits im Auto. Es ging nach Braunschweig, wo für Mats Moraing und Jaume Munar heute das Turnier der „ATP Challenger Tour“ beginnt, quasi der 2. Liga der internationalen Tennis-Welt. Irlmer wird ihnen auf der Fahrt sicher noch mal erzählt haben, dass sie eine große Zukunft vor sich haben.
Das hatte er bereits gestern Mittag getan. Da sprang Irmler, seit 30 Jahren Team-Chef beim Rochusclub, nach Munars verwandeltem Matchball aus dem Sitz, umarmte ihn und redete auf ihn ein. „Ich habe ihm gesagt, dass er das Potenzial für die Top-50 in der Welt hat. Dass er jetzt die Tür aufgemacht hat und das bestätigen soll“, erzählte Irmler später. Und war nicht der einzige, der Munars Auftritt gegen seinen spanischen Landsmann Enrique Lopez-Perez zum Auftakt der Tennis-Bundesliga beeindruckend fand. 7:5 und 6:4 hatte die Nummer 89 der Welt die Nummer 159 geschlagen. Und da Düsseldorfer Siege gestern nichts Besonderes waren, gewann der Rochusclub gegen den Meister aus Halle mit 6:0. Nicht einen Satz verlor er.
„Das ist schon ein überraschendes Ergebnis. Die sind mit einem super Team gekommen“, sagte Mats Moraing. „Ich wäre vorher auch mit einem 3:3 zufrieden gewesen“, ergänzte Irmler.
Seine bescheidenden Ziele musste der 76-Jährige aber bereits nach den ersten beiden Einzeln nach oben korrigieren. Noch vor Munar hatte Moraing für den ersten Punkt der Saison gesorgt. Knapp eineinhalb Stunden brauchte der 26-Jährige, um Jeremy Jahn mit 6:2 und 7:5 zu besiegen. „Mein Aufschlag kam gut“, suchte und fand der Publikumsliebling hinterher Gründe dafür. Was kaum übertrieben war. 79 Prozent seiner ersten Aufschläge kamen, davon punktete er bei 84 Prozent, allein neun Mal durch Asse. Die frühe 2:0-Führung habe dem Team Selbstvertrauen gegeben, sagte Moraing. Und sie gab dem Team Selbstvertrauen.
Jozef Kovalik breakte gleich im ersten Aufschlagspiel gegen Daniel Munoz-de la Nava zu null. Zwar wurde der erste Satz dann doch noch eine enge Angelegenheit (11:9 im Tiebreak), danach hatte der stark aufspielende Slowake aber freie Bahn. Nach dem 6:0 im zweiten Satz stand es bereits 3:0 für den Rochusclub, das Unentschieden war schon mal sicher.
Doch damit wollte sich niemand mehr abfinden. Evgeny Donskoy nahm den Italiener Simone Bolelli im Topspiel des Tages ebenfalls früh den Aufschlag ab und gewann den ersten Satz 6:4, den zweiten später 7:5. Der erste Saisonsieg war perfekt. Da waren die Doppelsiege (siehe Kasten) noch ein netter Bonus. Einer, der Team-Chef Irmler ins Schwärmen geraten ließ. „Ein Wunder“, nannte er das 6:0 gegen den Meister. „Was heute passiert ist, ist eine Sensation“, sagte Irmler. Ähnliche Worte werden auf der Fahrt nach Braunschweig bestimmt noch das ein oder andere Mal gefallen sein.