Leichtathletik Maximilian Thorwirth in WM-Form
Düsseldorf · Der Düsseldorfer krönt sich über 3000 Meter erneut zum deutschen Hallenmeister. In zwei Wochen ist er beim Turnier der Weltbesten.
Maximilian Thorwirth rennt von Triumph zu Triumph. Nach seinem grandiosen Sieg über 3000 Meter bei der Deutschen Hallenmeisterschaft in Leipzig hat der für den SFD 75 startende Düsseldorfer nun die Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaft als Höhepunkt der Hallensaison im Blick. Die 18. Auflage des Weltturniers soll vom 18. bis zum 20. März in Belgrad über die Bühne gehen. Maximal zwei Athleten pro Nation und Event dürfen in der Stark-Arena der serbischen Hauptstadt antreten. Thorwirth hat seine Qualifikationsnorm locker erbracht, die über drei Kilometer bei 7:50 Minuten liegt. Er ist auf seiner Paradestrecke aktuell der stärkste Deutsche. Über anderthalb Kilometer sind es 3:39 Minuten. Auch diese Marke hat der Düsseldorfer geknackt und ist damit sowohl über 1500 als auch über 3000 Meter startberechtigt. Er wird sich aber wohl für einen Start über die längere Distanz entscheiden.
Sein Ziel in Belgrad ist das Finale. „Die WM ist das i-Tüpfelchen dieser Hallensaison“, sagt der Mittelstreckler, der seit dieser Saison bei Isabelle Baumann in Tübingen trainiert. „Ich will zwar in erster Linie wertvolle Erfahrungen sammeln, aber selbstverständlich auch ins Finale einziehen.“
Anschließend gilt der Fokus sofort der Vorbereitung auf den Sommer. Durch die Corona-bedingte Verschiebung der Weltmeisterschaft in Eugene finden Welt- (15. bis 24. Juli) und Europameisterschaft (11. bis 21. August) nun innerhalb weniger Wochen statt.
In Leipzig hatte der gebürtige Düsseldorfer seine aktuell überzeugende Form demonstriert und seinen zweiten Hallen-Titel über die 3000-Meter-Distanz geholt. Dabei lief der Düsseldorfer mit 8:01,43 Minuten keine überragende Zeit. In dem taktisch geprägten Rennen hatte der Beobachter aber eigentlich nie Zweifel am Erfolg des 27-Jährigen. Das schmale Leichtgewicht aus Düsseldorf zeigte in dem Rennen große Reife, schien jederzeit einen Gang zulegen zu können. 1200 Meter vor dem Ziel setzte sich der 27-Jährige dann gemeinsam mit dem Frankfurter Sam Parsons vom Feld ab. Thorwirth übernahm dabei stets die Führungsarbeit – und hatte am Ende die größeren Kraftreserven.
Bereits 2020 hatte er sich an selber Stelle über dieselbe Distanz den ersten nationalen Titel seiner Karriere gesichert. „Es war für mich etwas Neues, in der Favoritenrolle zu sein. Ich bin froh, dass ich der Aufgabe so gerecht werden konnte. Der Titel bedeutet mir sehr viel“, sagte Thorwirth.
Der alte und neue deutsche Hallenmeister über die 3000 Meter setzte auch abseits des Sports ein Zeichen: Am Handgelenk trug er als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine Haarbänder in den ukrainischen Landesfarben. Beim Zieleinlauf zeigte Thorwirth zudem mit zwei Fingern das Friedens-Zeichen: „Wenn der Verband ein Zeichen setzt, sollten wir Sportler das auch tun dürfen. Es war mir sehr wichtig, in der aktuellen Lage Haltung zu zeigen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Sportler sich für Frieden einsetzen dürfen.“
Für Unmut sorgte bei ihm die Tatsache, dass ein Athlet eine Ukraine-Fahne auf seinem Arm nach der Kontrolle der Wettkampfkleidung vor dem Start hatte abkleben müssen. „Wenn das nicht mehr machbar ist, dann bin ich einfach nur traurig“, sagte Thorwirth. „Disqualifiziert mich doch“, hatte der Düsseldorfer direkt nach seinem Rennen in der Halle im Sieger-Interview entrüstet gerufen und unter Hinweis auf die Schweigeminute vor Wettkampfbeginn gefragt, „was wir hier machen“. Mit der Geste war der Opfer der russischen Invasion in der Ukraine gedacht worden. Auf dem Videowürfel in der Arena war dazu eine gelb-blaue Ukraine-Fahne zu sehen.
Der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska sprach mit Thorwirth und betonte, der Deutsche Leichtathletik-Verband fühle mit dem ukrainischen Volk und habe ein klares Bekenntnis gezeigt. Er könne die Emotionen absolut nachvollziehen. Manchmal müsse man darüber nachdenken, wie man mit Regelwerk, Bühnen und mündigen Athleten umgehe und ob Regelwerke nicht angepasst würden. Es sei die richtige Entscheidung, dass niemand disqualifiziert worden sei. Der Abwägungsprozess sei kein einfacher, räumte Gonschinska ein. Thorwirth äußerte zwar Zweifel, dass die Aktionen der Athleten etwas änderten, man wolle aber wenigstens zeigen, „dass wir an die Leute denken“. Momentan sei alles andere wichtiger als Sport.