Tischtennis für Anfänger: Diese Bälle sind zu schnell für mich

Matthias Goergens trainierte mit den Düsseldorfer Profis.

Eintauchen in die faszinierende Tischtennis-Welt, Schläger-Belag und den 40 mm kleinen Zelluloidball am eigenen Leib spüren. Das ist das Ziel. Mit einem Kollegen stelle ich mich dem Showtraining. Bald steht das Top-12-Tischtennis-Turnier mit allen europäischen Stars in Düsseldorf an.

Wir lassen uns von A-Lizenztrainer Zhu Xiayong im Düsseldorfer Tischtenniszentrum eine Einheit geben. Nach lockerem Warmmachen mit Laufen, Dehnen und Gymnastik geht’s an die Platte.

Der 43-Jährige spielt uns auf der Rückhand-, dann auf der Vorhand die Bälle zu, korrigiert Schlägerhaltung und Armbewegung. Gefühlte 100 Stück liegen auf dem Boden, die wenigsten nach ordentlicher Plattenberührung.

Xiayong hat uns deutsche Nationaltrikots mitgebracht. Das fühlt sich gleich besser an, bei der Wiederholung bringen wir fast zwei Drittel ordentlich per Top-Spin zurück. Eine Kopfsache? "Ihr habt euch an den Rhythmus gewöhnt", sagt der ehemalige Bundesligaspieler, weitere Übungen mit rotierenden Bällen oder als Doppel folgen.

Nachdem wir nach den ersten drei Bällen prächtig ineinander gerauscht sind, sprechen wir die Laufwege ab, es klappt sofort besser. "Genau darauf kommt es im Doppel an: Koordination und Absprache." Nicht übel für die Erfahrung aus "Rundlauf"-Abenden im Schullandheim, denke ich. Übrigens in jenem, wo Legende Eberhard Schöler als Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums die ersten Bälle schlug.

Wir fühlen uns gut, wir werden in den nächsten Minuten Timo Boll, Christian Süß und Co. herausfordern. Dann grinst der Trainer und feuert Bälle übers Netz als wenn er uns blaue Flecken verpassen wollte - kein Schläger kommt näher als zehn Zentimeter heran. "Das ist Profi-Tempo", sagt Xiayong. Ein Boll kriegt die alle - und das locker.

Auf bis zu 150 km/h beschleunigen die Top-Spin-Stars die Bälle, wir nur auf etwa 50 km/h. Selbst dann soll Boll noch den fingernagelgroßen Aufdruck erkennen, um die Rotation zu erahnen. Das überdurchschnittliche Sehvermögen wurde bereits nachgewiesen.

Wir sehen nichts außer kleinen weißen Kugeln, die auf uns zurasen. Borussia-Trainer Dirk Wagner schaut vorbei, dessen Arbeit wir sonst für die Öffentlichkeit darstellen und bewerten. "Naja, nicht schlecht, aber ausbaufähig", sagt Wagner.

Als Fünftklässler habe ich es ein halbes Jahr lang mal in einem Tischtennisverein versucht. Bis dem meine Mutter angesichts meiner erkennbaren Länge einen Riegel vorschob. Ein weiser Rat, mit meinen 1,96 m spüre ich nach der Einheit meine Wirbelsäule. Timo Bolls Rückenprobleme sind bekannt, sie haben dem 1,81-m-Mann schon öfter einen Strich durch die Titel-Rechnung gemacht.

Vielleicht bedeuten sie auch ein frühes Karriereende? Es wäre bedauerlich für Tischtennis-Deutschland. Denn dieser Sport braucht Vorbilder, und nach dieser Einheit ist wieder mal klar, wie faszinierend es ist, ihn selbst zu erleben. Wobei mein Beruf das Berichten bleiben wird, das Spielen können viele andere eben deutlich besser.