Medica: Digitale Medizin steht im Zentrum

Von heute bis Donnerstag präsentiert die größte Medizinmesse der Welt viele Neuheiten.

Foto: dpa / Kusch

Von heute an und bis einschließlich Donnerstag findet wieder die größte Medizinmesse der Welt auf dem Stockumer Messegelände statt. Wie jedes Jahr heißt das auch: Morgens und am frühen Abend herrscht reichlich Verkehr rund um die Messe, mit (zusätzlichen) Staus im Berufsverkehr ist zu rechnen. Die Rheinbahn setzt wieder Sonderzüge und -busse ein.

Die Medica wartet mit Neuheiten vom „intelligenten Pflaster“ bis zur Datenbrille für Chirurgen auf. Im Mittelpunkt steht die digitale Vernetzung in allen Gesundheitsbereichen. Mehr als 5100 Aussteller aus 66 Nationen präsentieren bis zum 16. November Produkte für Patienten, Kliniken und Arztpraxen. Parallel dazu läuft die Zulieferermesse Compamed mit rund 780 Ausstellern.

Vernetzung, Clouds, Apps, Big Data, Künstliche Intelligenz und Roboter prägten die medizinische Produktentwicklung, erklärten die Veranstalter. Ein Allheilmittel ist die Digitalisierung nach Einschätzung von Experten aber nicht: „Nicht alles, was digital ist, ist automatisch gut, und nicht alles, was man selber messen kann, ist immer hilfreich“, sagt Corinna Schaefer vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). So könnten ständige Messungen und kleine Abweichungen, die man sonst gar nicht bemerkt hätte, auch für Beunruhigung beim Patienten sorgen, sagt Schaefer mit Blick auf Gesundheitsapps für das Smartphone. „Bei den wenigen unterstützenden Apps, zu denen man Studien gemacht hat, ist der Nutzen meist nicht nachweisbar oder marginal.“

Auch um das Thema Datensicherheit kommt kein Hersteller herum. Beim Sensor-Handschuh zur Epilepsie-Diagnostik etwa liefen noch Studien zur klinischen Bewertung, auch belastbare Aussagen zur Datensicherheit könnten erst später getroffen werden, sagt UrsVito Albrecht von der Medizinischen Hochschule Hannover. Er erforscht Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps.

Neu auf der Medica ist auch eine Ultraschall-App aus dem Google Play Store, die als „Ultraschall to go“ etwa in der Notfallmedizin an Unfallorten zum Einsatz kommen soll. Die App wird auf dem Smartphone oder Tablet gestartet und ein Schallkopf per USB-Kabel verbunden. Voran geht es auch bei virtuellen Anwendungen wie einer 3D-Datenbrille, die dem Chirurgen bei einem Eingriff die exakte Position von Lymphknoten einblendet. Ein Handschuh mit Sensoren soll Epilepsie-Anfalle voraussagen. Vorgestellt wird auch ein Headset aus Südkorea, das mittels minimaler Stromstöße Depressionen lindern helfen soll.

Rund 2000 Vorträge, Workshops, Seminare und Expertenrunden widmen sich an den vier Messetagen vielen Gesundheitsfragen. Erstmals bekommen Start-ups aus dem Medizin- und Gesundheitsbereich eine eigene Bühne. Die „Medica Academy“ greift mit einem Seminar zur Praxis- und Niederlassungsübergabe ein aktuelles Thema auf: die ärztliche Versorgung auch außerhalb großer Ballungsräume. Die Messe ist nur für Fachbesucher geöffnet, 10-18 Uhr.

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