Mehr Mädchen ins Cockpit, mehr Jungs in die Kitas

Beim Girls’Day/Boys’Day schauten Mädchen in Männerdomänen, aber auch die Jungs bekamen Einblicke in „Frauenberufe“.

Düsseldorf. „Die Triebwerke aus der Nähe zu sehen, war sehr spannend“, sagt Jale Inan nach ihrem Besuch im Flughafenhangar. Wie viele andere Jugendliche schnupperte die Schülerin am Donnerstag beim elften Girls’Day in ein Berufsfeld, in dem Frauen bislang nur wenig vertreten sind. Jedes Jahr im April öffnen in ganz Deutschland technische Betriebe, Hochschulen und Forschungszentren ihre Türen für Schülerinnen ab der Klasse fünf. Die Mädchen besuchen Labore und Werkstätten, lernen Ausbildungsberufe und Studiengänge in Technik, Handwerk und Naturwissenschaften kennen.

So zeigen Mitarbeiter der Air Berlin fünf Schülerinnen die technische Seite eines Airbusses, erklären das Cockpit und die Triebwerke und lassen die Mädchen später in der Lehrwerkstatt auch selbst zum Werkzeug greifen: Aus LED-Lichtern und Draht löten sie ein blinkendes Herz, nebenan wird aus Flugzeug-Aluminium ein kleines Airbus-Modell zusammen genietet.

„Die Mädchen sollen ja auch ein Erfolgserlebnis haben und etwas von ihrem Girls’Day mit nach Hause nehmen“, sagt Air-Berlin-Sprecher Michael Weinreich. Die Luftfahrt sei schließlich ein wachstumsstarker Sektor und man wolle auch bei den jungen Frauen das Interesse für Berufe in diesem Bereich wecken.

Bislang können sich jedoch nur wenige Mädchen die Arbeit als Fluggerätmechanikerin oder Elektronikerin für Luftfahrttechnik vorstellen: Von den 36 Azubis in der Lehrwerkstatt sind nur zwei Mädchen. Die 15-jährige Jale hat er erste Einblick in die Werkstatt allerdings gleich überzeugt: „Ich kann mir gut vorstellen, später einmal als Mechanikerin zu arbeiten“, sagt sie.

Und das wollen natürlich auch die Jungen. Mechatroniker steht auf der Hitliste ganz oben. Das wurde Silke Uellendahl von der Arbeitsagentur schon am Morgen klar, als sie die 15 jungen Männer aus der 9. Klasse der Thomas-Edison-Realschule in der Agentur begrüßte. „Aber die haben alle noch eine ganz große Offenheit.“ Tatsächlich zeigten die Schüler anschließend, dass sie in sozialen Fragen sehr bewandert sind. Nachdem sie den Alltag in der Kindertagesstätte an der Ivo-Beucker-Straße kennen gelernt hatten, stellte Jugendamtsleiter Johannes Horn den Realschülern einen für Männer eher seltenen Job vor: den des Erziehers.

Doch die kannten Begriffe wie Sprachstandsfeststellung und Bildungsdokumentation und wussten auch, was sich dahinter verbirgt: „Dadurch kann man erkennen, ob die Kinder besser gefördert werden müssen“, erklärte Ali. Als Horn wissen wollte, ob die Schüler sich vorstellen könnten, dass es auch im Kindergarten Computer gibt, kam es wie aus der Pistole geschossen: „Für Lernprogramme“.

Jetzt müssen die jungen Männer nur noch „anbeißen“: Der Bedarf an Erziehern wird deutlich steigen. Die letzten Planungen für die Kita-Einrichtungen sahen für die „Unter-3-Betreuung“ ein Versorgungsziel von 40 Prozent vor — und damit die Errichtung von 38 Neu- und Ersatzbauten. Von 1035 Erziehern in Düsseldorf sind nur 44 Männer.