Mit Achtsamkeit das Hamsterrad ausbremsen
Achtsamkeit ist als Begriff in aller Munde. Aber was heißt das eigentlich? Die WZ hat mit der Expertin Maren Schneider gesprochen.
<h2>Frau Schneider, was bedeutet Achtsamkeit?
Maren Schneider: Achtsamkeit bedeutet, präsent und wach im gegenwärtigen Moment zu sein und bewusst mitzubekommen, was gerade geschieht. Dabei hilft eine gewisse Offenheit oder auch Wertneutralität, wirklich am gegenwärtigen Moment teil zu nehmen, statt sich in Erinnerungen, Vorannahmen, Befürchtungen, Interpretationen und vorschnellen Urteilen zu verfangen.
Schneider: Dank vieler wissenschaftlicher Studien konnte gezeigt werden, wie hilfreich die Übung der Achtsamkeit für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist. Somit hat die Achtsamkeit mittlerweile auch Einzug in Kliniken, Gesundheitszentren und nun auch langsam ins Schulwesen sowie in die Arbeitswelt gefunden.
Sie hilft uns gelassener zu sein, Aufschaukelungsprozesse wie Drama sowie Grübeleien über Zukunft und Vergangenheit zu reduzieren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dadurch wird die übermäßige Stresshormonbelastung reduziert und wir fühlen uns entspannter, ruhiger. Sehr zur Freude unseres Immunsystems, welches sich dadurch häufig wieder regeneriert und kraftvoller wird.
Schneider: Zu allererst brauchen wir die Erkenntnis, dass wir im Hamsterrad sind und dann braucht es von uns die Entscheidung auszusteigen. Zu guter Letzt muss man sich selbst anhalten und aussteigen, sonst passiert nichts. Wie man das macht? Nun, das ist sehr individuell. Solange wir der Gesellschaft, dem Partner, den Kindern, der Zeit etc. die Verantwortung zuschieben, fühlen wir uns der Situation hilflos ausgeliefert und hoffen darauf, dass sich die Umstände ändern - da können wir bisweilen lange warten. Achtsamkeit bringt uns in unsere Selbstverantwortlichkeit.
Ich entscheide, wie es weitergeht. Ich erkenne, was los ist und was mein Anteil ist. Und diesen meinen Anteil, den kann ich gestalten. Wenn ich feststelle, ich habe keine Zeit, dann liegt es an mir, mal genau zu schauen, wo ich mich wieder in mein Leben einplanen kann, finde Lücken, gebe mir wieder Zeiten für das, was ich brauche. Häufig reichen schon kleine Veränderungen, wie einmal weniger die Nachrichten gucken oder mal weniger im Internet surfen und stattdessen diese Zeit mit dem zu verbringen, was mir Ruhe und Kraft schenkt, mal nix tun oder spazieren gehen, was auch immer.
Schneider: Die meisten kommen während oder nach einem Erschöpfungsprozess (genannt Burnout), sind belastet mit chronischen Erkrankungen, die einerseits zu Lebens- bzw. Bewegungs-Einschränkungen oder starken Schmerzen führen. Andere befinden sich in beruflichen Stressphasen und merken, dass sie so nicht weitermachen möchten oder befinden sich gerade in belastenden Lebens- und Umbruchphasen wie Trennung oder Pflege eines Angehörigen.
Die meisten von ihnen haben vielfältige Symptome wie beispielsweise Schlafstörungen, Schmerzen, wiederkehrende Infekte, Herzrhythmusstörungen, Stimmungsschwankungen und/oder Ängste und körperliche sowie psychische Erschöpfung.
Schneider: Ja, die Achtsamkeits-Meditation beispielsweise, in der Sie sich darin üben, Ihren Atem bewusst zu spüren. Das kann man auch prima im Büro machen. Einfach aufrecht hinsetzen, die Füße sind fest auf den Boden gestellt, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt und dann den Atem spüren, wie er an der Nase ein- und ausströmt. Anfänglich üben Sie dies nur für drei Atemzüge und das können Sie mehrfach über den Tag wiederholen.
Wenn Sie mal mehr Zeit haben oder sich schon etwas mehr sammeln können, dann meditieren Sie so einfach mal fünf Minuten. Es kann sein, dass Sie merken, dass Ihre Gedanken zwischendurch immer mal wieder abschweifen. Das macht nichts. Die Übung besteht darin, sich wieder aus diesen Gedanken heraus zu holen und den Atem bewusst zu fühlen.
Schneider: Den gibt es nicht, jeder Tag ist anders perfekt. Dennoch achte ich darauf, den Morgen mit Meditation und einer stillen Zeit nur für mich zu beginnen, tagsüber meine vielfältigen Aufgaben der Reihe nach zu erledigen, mir ausreichend Pausenzeiten zu gönnen, Essen bewusst zu genießen und wenn es mal knifflig oder es stressig wird, mich nicht so sehr davon mitreißen zu lassen.
Dabei hilft mir, zwischendurch mal bewusst durchzuatmen, spazieren zu gehen und die Meditation.