Düsseldorf Nach 0:15-Niederlage: Torwart kam mit Pistole in die Kabine
18-Jähriger drehte nach dem Abpfiff durch. Angeklagter wurde gestern vom Jugendrichter nur verwarnt. Kein typischer Fall für den Fußballverband.
Düsseldorf. Mit 0:15 hatte die A-Jugend des SV Oberbilk im November vergangenen Jahres eine derbe Klatsche kassiert. Der damals 17 Jahre alte Torwart rastete anschließend völlig aus und lieferte sich einen heftigen Streit mit Trainer Bülent Göcer. In der Kabine geriet die Situation völlig aus dem Ruder. Der Jugendliche war dort mit einer Pistole erschienen. Es kam zu einer Prügelei und einem Polizeieinsatz. Gestern musste sich der inzwischen volljährige Hobby-Kicker wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz vor dem Jugendrichter verantworten. Hinzu kam eine weitere Anklage, weil der junge Mann nach einer Polizeikontrolle einen Unfall verursacht hatte.
Der Vorfall nach dem A-Jugend-Spiel der Oberbilker bei Rhenania Hochdahl hatte überregional für Aufsehen gesorgt. Der 18-Jährige hatte sich schon auf dem Spielfeld mit Göcer ein heftiges Wortgefecht geliefert. Der Trainer hatte zwei Oberbilker Spieler aus disziplinarischen Gründen vom Feld genommen. Das hatte zu der hohen Niederlage beigetragen.
Nach dem Abpfiff ging es bei der Aussprache in der Kabine weiter heftig zu. Zunächst hieß es, der Torwart habe Trainer und Mitspieler mit einer Pistole bedroht. Am Rande des Prozesses wurde bekannt, er habe die Waffe, eine Neun-Millimeter-Schreckschuss-Pistole, nur gezeigt. Fest steht, dass der Jugendliche dafür keine Waffenbesitzkarte hatte. Nach dem Vorfall soll der Sohn des Trainers den Angeklagten mit der Faust niedergeschlagen haben. Die Polizei beendete die Prügelei schließlich.
Der 18-Jährige und der Trainer wurden sofort entlassen. Außerdem meldete der SV Oberbilk die ganze A-Jugend-Mannschaft wenige Tage später ab. Inzwischen läuft der Spielbetrieb aber wieder normal.
Für Manfred Castor, Geschäftsführer des Fußballverbandes Niederrhein, ist das ein einmaliger Fall: „Dass jemand eine Pistole mitbringt, hatten wir noch nie.“ Für Fußballvereine seien die 15- bis 17-Jährigen die schwierigste Gruppe: „In dieser Altersklasse finden auch die meisten Angriffe auf Schiedsrichter statt.“
Der Angeklagte kam gestern nach einem Geständnis glimpflich davon, obwohl gegen ihn auch noch die Anklage wegen Unfallflucht (siehe Kasten) vorlag. Er wurde verwarnt und muss eine verkehrs-psychologische Behandlung fortsetzen. Außerdem muss er mindestens drei Beratungstermine bei der Jugendhilfe wahrnehmen. Einkassiert wurde zudem der Führerschein, den er frühestens in drei Monaten zurückbekommen wird.