Nachbarn kümmern sich um Schwäne

Um ihre Küken mit Nahrung zu versorgen, wandert eine Schwanenfamilie immer wieder in die Carlstadt. Anwohner füttern sie regelmäßig. Nicht nötig, sagt das Gartenamt.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Eine Schwanenfamilie sorgt seit zwei Wochen in der Altstadt für Aufregung. Die Schwaneneltern mit ihren drei Jungen wandern immer wieder von ihrer eigentlichen Heimat am Spee’schen Graben in Richtung des Bistros Zicke an der Bäckerstraße.

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Altstadtbesucher sorgten sich angesichts der Hitze um das Wohlergehen der Tiere und riefen Ordnungsamt und Polizei. Die Wanderschaft der Tiere hat anscheinend einen guten Grund: Seit einiger Zeit schon wird der Spee’sche Graben umgestaltet, das erschwert die Futtersuche der Tiere. „Die Jungen wären wahrscheinlich längst tot, wenn wir sie nicht füttern würden“, glaubt Hermine Ohler von der Enten-Hotline.

Sie kümmert sich seit mehr als 18 Jahren um verirrte Vögel im Stadtgebiet. Gemeinsam mit Anwohnern hat sie einen Futterplan erstellt, der die Versorgung der Tiere am Spee’schen Graben sicherstellen soll. Viermal täglich kommt einer der Helfer an den See, um Gras und Weizen zu verfüttern.

Nach der Sanierung ist das Ufer des Spee’schen Grabens an einigen Stellen zwar theoretisch flach genug, um den Schwanenjungen das Abgrasen von Wasserpflanzen zu ermöglichen, durch die Umgestaltung haben sich dort jedoch noch keine Pflanzen angesiedelt, die als Nahrung dienen könnten.

Am gegenüberliegenden Ufer ist das Wasser wiederum zu tief, um den Küken das Gründeln, das Abzupfen der Pflanzen vom Gewässergrund, zu ermöglichen. „Das wenige Gras am Ufer fressen die Gänse. Deswegen zupfen die Schwäne eben in der Altstadt zwischen den Pflastersteinen“, sagt Ohler. Die Baustelle am nahen Spielplatz sei ein weiterer Störfaktor bei der Nahrungssuche.

Trotz der Betreuung am Graben, marschieren die Tiere bisher weiterhin in die Carlstadt. Wenn etwa ihre Versorger nicht pünktlich zur Fütterung erscheinen. Dann jedoch stehen die Anwohner Helga und Bruno Beyer bereit, um die Vögel zurück zum See zu locken. „Wir haben das Fressen immer parat, wenn wir die Schwäne sehen, gehen wir gleich los“, sagt Helga Beyer.

Mit der Versorgung der Schwäne hat sich das Ehepaar ein zeitintensives Hobby zugelegt. „Drei bis vier Stunden am Tag nimmt das schon in Anspruch“, sagt Beyer.

Dabei ist so viel Engagement gar nicht nötig. Bei der Stadt jedenfalls halten die Experten vom Gartenamt die Fütterung der Schwäne für nicht notwendig. „Wildtiere in der Stadt sollte man nicht füttern“, sagt Stadtsprecher Volker Paulat. Genau genommen sei dies sogar verboten, da es für die Tiere Gefahren berge und beispielsweise Ratten anlocken kann.

Dennoch gab es jetzt erste Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Mitarbeiter des Gartenamts haben sich mit Vertretern der Enten-Hotline und Anwohnern abgesprochen, um eine artgerechte Behandlung der Tiere Am Spee’schen Graben zu gewährleisten. Ein Beispiel: Durch eine Erhöhung des Seegrundes an einigen Stellen wird den Schwänen der Ausstieg aus dem Wasser erleichtert und frisches Gras wurde ausgelegt. Zudem wurden störende Äste am Ufer entfernt.

Ohnehin werde sich das Problem in absehbarer Zeit erledigen, erklärt Ohler: „Wenn die Hälse der Jungen ein bisschen länger werden, kommen sie an die Wasserpflanzen auf dem Grund, dann hat sich das.“