Nachbarn über ein Jahr terrorisiert? Ingenieur zieht aus

Hausbewohner wurden im Aufzug eingesperrt, geschlagen und hatten plötzlich Sperrmüll vor der Haustür.

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Düsseldorf. Eine Liste mit 30 Ereignissen zwischen November 2013 und Ende Juni 2015 hatte Karin B. mit zur Verhandlung des Amtsgerichtes gebracht. Regelmäßig war die Polizei in ihrem Haus an der Corneliusstraße zu Gast, immer war der Anlass ein 55 Jahre alter Ingenieur, der von seinen Mitbewohnern den Titel „Düsseldorfs schlimmster Mieter“ bekam. Nach dem Prozess muss sich der Mann ein neues Zuhause suchen.

Der Ingenieur ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte ähnliche Probleme mit seinen Nachbarn an der Herderstraße. Wegen der Auseinandersetzungen war der 55-Jährige sogar zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt worden, die aber noch nicht rechtskräftig aus.

Von dort aus zog er zur Corneliusstraße und mietete eine Zwei-Zimmer-Wohnung im fünften Stock. „Er machte einen sehr seriösen Eindruck“, erinnert sich Karin B., die keine Bedenken gegen den neuen Mieter hatte. Doch bald war es mit dem Hausfrieden vorbei.

Nachdem der Ingenieur seine neuen Nachbarn aus dem Fenster beschimpft hatte, soll er die Wasserversorgung gestoppt haben. Mehrfach soll der 55-Jährige den Aufzug außer Betrieb gesetzt haben. In einem Fall blieben zwei Hausbewohner darin stecken. Als Mitarbeiter der Aufzugsfirma in dem Haus auftauchten, hat er sie angeblich als „Faschisten“ beleidigt.

Nach dem ersten Prozess, als es um die Kündigung des Mietvertrages ging, gab es etliche weitere Vorfälle. Die Klingelanlage und die Wand des Hauses wurden mit Hakenkreuzen verschmiert, der Hausmeister wurde im Keller eingesperrt. Außerdem soll der 55-Jährige seinen Nachbarn Sperrmüll vor die Tür gestellt haben.

Ende Juni spitzte sich die Situation weiter zu. Da hat der Mann angeblich die Wohnungstür seines Nachbarn eingetreten. Ein anderer Mieter behauptet, vor der Tür angegriffen worden zu sein. Inzwischen hat Karin B. zwei weitere Kündigungen ausgesprochen.

Der Mieter ließ sich nur von seinem Anwalt vertreten und stritt alle Vorwürfe erneut ab. In vielen Fällen gab es auch keine Zeugen. Allerdings ist er bereit, Ende August auszuziehen — wenn Karin B. ihm eine Umzugshilfe von 2000 Euro zahlt. Damit war die Hausbesitzerin einverstanden: „Damit endlich wieder Ruhe ist.“