Neue U-Bahn: Kehraus am Wehrhahn
Die ersten Geschäftsleute kapitulieren vor der Großbaustelle. Kritisch werden auch die vielen Billigläden gesehen.
Düsseldorf. Noch in diesem Jahr wird mit dem Bau der Wehrhahnlinie begonnen, einem der größten Düsseldorfer Bauvorhaben. Seitdem das Projekt in Planung ist, bangt Iris Keller. Um den Fortbestand ihres Geschäftes am Wehrhahn, um ihre Existenz. Denn genau vor ihrer Ladentür und der ihrer Nachbarn kommt die U-Bahn wieder zum Vorschein. Bis diese so genannte Rampe fertig ist, wird es Jahre dauern, hat Iris Keller recherchiert.
Sie hat vor Jahren beim Bürgerbegehren gegen den Bau der U-Bahn-Linie kräftig mitgewirbelt. Genauso wie Maria Ferkas. Ihr gehört der Friseursalon ein paar Häuser weiter. "Und was hat das alles genutzt?" ärgert sich Maria Ferkas. "Gar nichts."
Iris Keller zieht jetzt die Konsequenzen. Sie verlässt den Wehrhahn, genauso wie das Teppichgeschäft nebenan. Keller verlegt ihr Comic-und-mehr-Angebot an die Oststraße 59. Am 10. März beginnt der Umzug, am 14. ist Wiedereröffnung. 19 Jahre war Keller am alten Standort, aber einer mehrjährigen Großbaustelle vermag sie nicht zu trotzen. Zumal die aktuellen Rahmenbedingungen auch nicht die besten sind. "Seit Jahren steigt die Zahl der Billigläden in dieser Ecke."
Das beklagt auch Adolf Eder vom Eisgeschäft. "Früher gehörte der Wehrhahn zur Innenstadt, heute sind wir Randlage." Dass der qualitativ fragwürdige "Pennerpalast" nur ein kurzes Intermezzo war und mittlerweile wieder geschlossen ist, beruhigt Adolf Eder nicht. "Es gibt kaum noch gute Geschäfte, und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer."
Sieben Angestellte hatte Eder, als er vor 15 Jahren den Eissalon übernahm. "Heute gibt es nur noch meinen Sohn und mich", sagt der 72-Jährige. Für mehr Personal reichen Geld und Kundschaft nicht aus. Der Bau der Wehrhahnlinie kann die Situation noch verschärfen, das weiß Eder. Aber: "Ein Umzug würde 80 000 Euro kosten." Zu viel. "Wenn uns aber die Bauarbeiten zu sehr zusetzen, ist es für uns vorbei. Dann machen wir dicht."
Diese Alternative mag sich Maria Ferkas vom Frisörgeschäft nicht mal vorstellen. Sie hat gerade erst ihr Team verstärkt. Auf das Thema "Wehrhahnlinie" reagiert sie empfindlich. "Ich habe so viel gekämpft und so viel Mühe auf den Protest verwandt, alles ohne Erfolg. Jetzt habe ich mich entschieden, zu bleiben."
Roberto Siciliano hat denselben Entschluss gefasst. Sein kleines italienisches Lokal "Su Nuraghe" existiert seit 18 Jahren und ist immer voll. "Wir warten erstmal ab. Notfalls werden wir übergangsweise zum Pizza-Taxi."