Familien Start-Up: Zwei Gründerinnen wollen mit dem „Kiwifalter“ durchstarten

Düsseldorf · Stephanie Maus und Katja Kaltenbach haben in Kalkum ein neues Angebot für Familien geschaffen. In einem Neubau bieten sie Kurse für alle Altersgruppen, Arbeitsplätze für Eltern und Betreuung für Kinder an. Die sind kurzfristig per App buchbar.

Stephanie Maus (l.) und Katja Kaltenbach wollen mit ihrem Freizeitkonzept beruflich eingespannte Eltern entlasten und Kinder vielseitig fördern.

Foto: Ines Arnold

Stephanie Maus denkt gerne zurück. An die Zeit als ihre Kinder noch klein waren. Wie in vielen anderen Familien war die Freizeitgestaltung der Kinder als berufstätige Mutter aber immer auch eine logistische Herausforderung. Und nicht selten mit Stress verbunden. Die 50-Jährige erinnert sich an die Hektik beim Einhalten des straffen Zeitplans des Älteren, die Staus auf der Strecke zum Sport, den Frust des  mitfahrenden Geschwisterkindes und die nervenzehrende Überzeugungsarbeit, den Kurs doch nun durchhalten zu müssen – schließlich habe man doch für das ganze Jahr bezahlt. Es gibt aber auch die Erinnerungen an Regentage, den Stubenkoller der Jüngsten und fehlende Alternativen zum überfüllten Indoorspielplatz. „Freizeit darf kein Stress sein“, ist die zweifache Mutter überzeugt. „Das muss doch anders gehen“, dachte sich auch Freundin Katja Kaltenbach. Gemeinsam entwickelten die Betriebswirtinnen ein Konzept von einem „Kulturhaus für Familien“, in dem Kurse für alle Altersgruppen unter einem Dach stattfinden. Ein Konzept, das mehr Flexibilität ermöglichen und berufstätigen Eltern entgegenkommen soll. Jetzt eröffneten die zwei Frauen den Neubau an der Kalkumer Schlossallee 100 unter dem Namen Kiwifalter.

Auf 800 Quadratmetern werden Kurse für Babys, Kinder, Teenager und Erwachsene angeboten. Die Angebotspalette reicht von Musik, Tanz, Theater, und Turnen über Kunst, Entspannung und digitale Bildung.  Das Besondere: Die Kurse können auch kurzfristig gebucht werden, und zwar per App, ähnlich wie ein Kinobesuch. „So lange in der App noch freie Plätze angezeigt werden, kann bis eine halbe Stunde vor Kursbeginn noch gebucht werden“, erläutert Maus.

Diese sogenannten Hop-In-Kurse (Kosten pro Stunde: 15 Euro) richten sich laut Maus an Eltern, deren Kinder sich bei Regenwetter zu Hause langweilen, die spontan doch ein freies Zeitfenster im Terminplaner sehen oder die kurzfristig abends einen Babysitter organisieren konnten und somit Zeit für eine Stunde Zumba haben. Bezahlt wird per Paypal oder Kreditkarte.

Auch wenn bei den berufstätigen Eltern die Oma als Betreuungsperson ausfällt, die Präsentation aber noch fertiggestellt werden muss, springe der Kiwifalter ein: „Freitagsvormittags können die Kinder drei Stunden lang von uns betreut werden, während die Eltern sich mit ihrem Laptop in unseren Co-Working-Space zurückziehen“, sagt Maus. Der Einstiegspreis für drei Stunden Betreuung sei bei einem Kind aktuell 19 Euro. „Natürlich gibt es W-Lan, eine ganz ruhige Umgebung können wir allerdings nicht garantieren. Schließlich sind wir in erster Linie ein Haus für Kinder“, sagt Maus.

Wer nicht arbeiten, sondern die Zeit für sich nutzen will, kann auch parallel stattfindende Kurse buchen. So kann beispielsweise die Mutter zum Yoga oder mit dem Jüngeren zum Eltern-Kind-Turnen, während  sich das Geschwisterkind eine Etage tiefer mit den Altersgenossen austobt.

Neben den spontan buchbaren Kursen gibt es auch sogenannte „Bleib-dran-Kurse“, die über zwei bis vier Monate laufen (Preis etwa 48 Euro pro Monat) sowie Workshops und Ferienprogramme.

Als Konkurrenz zu Kunst-, Musik- und Ballettschule in der Umgebung betrachten sich die zwei Gründerinnen aber nicht. „Bei uns geht es in erster Linie um Spaß.  Kinder sollen sich in allen Bereichen ausprobieren. Wenn unsere Tanztrainerin sieht, dass ein Kind besonders begabt ist, dann empfehlen wir auch gerne die Ballettschule in der Umgebung“, sagt Maus.

Damit die 800 Quadratmeter auch vormittags genutzt werden, wenn die meisten Kunden in Kindergarten und Schule sind, arbeitet der Kiwifalter mit Betreuungseinrichtungen vor Ort zusammen. „Kunst, Musik oder auch Parcours können die Kitakinder bei uns machen“, sagt Maus.

Besonders stolz sind die Gründerinnen auf die Kooperation mit der Haba Digitalwerkstatt. „Die Kinder im Grundschulalter bauen dann Miniroboter oder gestalten einen Slow-Motion-Film. Wir sind überzeugt, dass es wichtig ist, Kinder fit für die Zukunft zu machen. Dazu gehört auch digitale Bildung.“

Rund 40 Trainer arbeiten mit den Gründerinnen zusammen. Sie erhalten einen Basislohn und sind am Gewinn beteiligt. „Das komplette Controlling, das Buchungssystem und die Mitarbeiterverwaltung ist bei uns digital organisiert. Mitarbeiter müssen beispielsweise keine Rechnungen schreiben. So können wir uns auf die Inhalte konzentrieren und versinken nicht im administrativen Verwaltungssumpf“, sagt Maus.

Der Kiwifalter steckt noch in der Aufbauphase. Aktuell sind 20 bis 30 Prozent der Möglichkeiten abgedeckt. „Unser Ziel ist es, die Hop-In-Kurse weiter auszubauen“, sagt Maus. Denn aktuell ist das Angebot gerade für Klein- und Kindergartenkinder sehr überschaubar: Die App zeigt ausschließlich den halbstündigen Leseclub für Zwei- bis Vierjährige am Vormittag an.

Künftig sollen auch Schwangere in die Zielgruppe mit aufgenommen, Entspannungs- oder Tragehilfekurse angeboten werden. Und auch an einem Betreuungsmodell an Samstagen wird gefeilt: Kinder dürfen sich im Kiwifalter ausprobieren, während die Eltern die kinderlose Zeit beispielsweise für  Weihnachtseinkäufe nutzen. Ein Preis steht noch nicht fest.

Dass die zwei Frauen sich mit ihrem Konzept gerade im Düsseldorfer Norden verwirklichen konnten, ist für sie ein riesen Glück. „Das war unser absoluter Wunschstandort“, sagen sie.

Dabei sah es erst gar nicht danach aus. „Wir wollten das Grundstück unbedingt haben, dann kaufte es aber das Ratinger Unternehmen Doppstadt. Wir waren so enttäuscht“, erinnert sich Maus. Fünf Jahre später kam aber genau dieses Unternehmen auf die Gründerinnen zu: Doppstadt bot an, das Gebäude zu bauen und es an die Kiwifalter GmbH zu vermieten.

Heute ist das Gebäude genauso, wie die Frauen es sich gewünscht haben. „Und jetzt füllen wir es mit Leben.“