New-Model-Army-Musiker kommt zum Acoustic Festival
Das Acoustic Festival zieht Zuschauer von Mitte 30 bis Mitte 50, die handgemachte Musik von Punk bis Blues schätzen.
Ein paar Tickets mehr sind es in diesem Jahr, die früh reserviert, jedoch trotz mehrfacher Mahnung nicht bezahlt wurden. Die sind jetzt wieder auf dem Markt, es gibt also noch Restkarten für das Acoustic Winter Festival, was deswegen eine gute Nachricht ist, weil der Konzerte-Termin meist ruckzuck ausverkauft ist. Am Samstag, 13. Januar, ist die siebte Auflage des Festivals, das sich „leise Töne“ als zentrale Eigenschaft verordnet hat. Das ist nicht ganz ernst gemeint, denn natürlich wird es auch schon mal laut, wenn Erfinder und Veranstalter Tommy Kirchmann und Christoph Wagner die Bühne durch internationale Künstler bespielen lassen. Gemeint ist vielmehr im Kern: Es gibt nur handgemachte Musik, elektrische Gitarren sind tabu. Und: Es darf sehr gerne lyrisch zugehen. Die Idee gefiel auch Justin Sullivan, Mitbegründer von New Model Army, Hauptsongschreiber und Gitarrist der Band, so gut, dass er auf Anhieb 2016 mitmachte und auch am Samstag wieder am Start ist. Er bringt Solostücke mit, stöbert aber auch in den Alben von New Model Army.
Von Punk bis Blues reicht die Programmliste, an die neun Stunden Musik liefern zehn Künstler im Weltkunstzimmer an der Ronsdorfer Straße in Flingern-Süd ab. Mit etwas Glück, sagt Kirchmann, bringt Sängerin Emaline Delapaix ihre Harfe mit, die sie neben Klavier und Akustikgitarre einsetzt. Punk gibt es von dem deutschen Künstler Matze Rossi, Däne Tim Lothar ist ein mehrfach ausgezeichneter Blueser, und die Band Pollyana stammt zwar aus Paris, bringt ihren Folk-Rock jedoch auf Englisch.
Tommy Kirchmann, Veranstalter
Nie gedacht hätte Kirchmann bei der Vorbereitung des allerersten Festivals im Jahr 2015, dass weitere folgen und die Veranstaltungen so gut laufen würden. Ob Sommer- oder Winterfestival, die 500 Karten, die jeweils zur Verfügung stehen, gehen gut weg. Trotzdem winkt Kirchmann ab, wenn er gefragt wird, das Ganze über mehrere Tage laufen zu lassen. „Wir haben kurz darüber nachgedacht, die Idee jedoch wieder verworfen. Wer 40 und älter ist, besucht kein Festival, das zwei Tage dauert.“ Auch will er die entspannte Atmosphäre mit nur 500 Besucher nicht auf Spiel setzen. Zumal sich das Weltkunstzimmer, das Kirchmann wegen seiner besonderen Ausstrahlung und dem Fabrikcharme schätzt, für das Festival gut eignet. „Es gibt einen großen Saal, in dem Musik gemacht wird und einen zweiten für Gastronomie und Pause. Die Trennung hilft beim Genießen.“
Mittlerweile bewerben sich 300 bis 400 Bands um einen Auftritt beim Acoustic Festival. „Wirklich gute Leute“, betont Kirchmann, „und es fällt uns jedes Mal schwer, Absagen zu verschicken.“ In diesem Jahr ist Kirchmann wieder einmal mit seiner eigenen Band „One Eye Open im Weltkunstzimmer dabei. Eine Herausforderung — weniger musikalisch als psychologisch. „Als Veranstalter hat man an so einem Abend eine andere Rolle. Das kostet Kraft. Ich brauche dann schon mal zwei Tage, um wieder runterzukommen.“