Musik Kolumne Neue Musik aus der Düsseldorfer Szene
Manchmal hat man das Gefühl, die Zeit und die Kultur stehen still in den Zeiten von Corona. Für die Düsseldorfer Musikszene trifft das im Moment jedoch kaum zu. Nicht nur, dass beinahe täglich Düsseldorfer Bands und Musiker ihre Performances im Netz streamen.
In den vergangenen Wochen veröffentlichten drei Protagonisten der hiesigen Szene neue Tonträger. André Tebbe kennt man von der Band Er France, dort spielte er viele Jahre lang Gitarre und schrieb die Songs. Nun legt er sein Solo-Debüt vor, es ist eine EP mit vier Stücken geworden. Die Texte sind auf Deutsch, und die Arrangements von akustischen Instrumenten und orchestralen Klängen bestimmt. Tebbe scheut sich nicht vor den großen Emotionen, im Song „Dora Maar“ etwa wird eine fiktive Beziehung zur Picasso-Geliebten besungen: „Es ist der Glanz, der die Nacht erstrahlt/ Dora Maar/ Er fällt auf die Freiheit/ heut´ Nacht ist unser Tag“.
Lars Schmidt kennt man von Subterfuge, der Düsseldorfer Indie-Institution. Nun hat er mit dem Kölner Musiker Veit König die Band Quent ins Leben gerufen und ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht. Zwölf Tracks gibt es, die insofern an Subterfuge erinnern, dass die Melodie im Mittelpunkt steht und der Beat nach vorne geht. Die Stücke auf „Quent“ tragen Namen wie „Rückwärtsevolution“ oder „Neue Belmondos“, ihre Texte bleiben abstrakt und assoziativ. Bei den beiden auf englisch gedichteten Stücken „Done With Love“ und „Dancing Girls“ legt sich eine feine Melancholie auf die Musik, und das tut ihr gut.
Ganz ohne Lyrics kommt Thilo Schölpen aus. Er hat gerade sein Album „Across The Universe“ herausgebracht, es enthält zehn Klavier-Kompositionen. Der Titel ist eine Reminiszenz an das Beatles-Stück. Als Popmusik kann man Schölpens Stücke eher nicht bezeichnen, sie bewegen sich zwischen Jazz, impressionistischer Klassik und Minimal Music. Seine musikalischen Ideen sind so eigen, dass sie sich keiner aktuellen Strömung wie der Neo Klassik zuordnen lassen. Geboten wird eine Reise durch hundert Jahre Musikgeschichte, die von den frühen Jazzpianisten über den psychedelischen Rock zu den repetitiven Strukturen von Electronica und Techno führt. Wer offen für diesen Trip ist, wird musikalisch reich belohnt.