Literatur in Krefeld Die Reise eines Instruments

Krefeld · 1275 Gramm. Das neue Buch über den Krefelder Heinrich Band und sein „Bandoneon“, so lautet auch der Titel, ist wahrlich kein Leichtgewicht. Zwischen den großen quadratischen Buchdeckeln, die die Form des Instrumentes aufnehmen, hat Autorin Janine Krüger viel Wissenswertes niedergeschrieben.

Gabriele König ist die Schatzmeisterin des Fördervereins für das Kulturbüro. Der Verein ist Herausgeber des Buchs „Bandoneon“.

Foto: ja/Andreas Bischof T

Die Seiten geben jede Menge Unbekanntes und stets Spannendes über das Instrument, das seinen Weg von Krefeld in die Welt angetreten hat, preis. Die Bilder sind zudem ein Hingucker. Herausgeber des informativen und schönen Werkes ist der Förderverein für das Kulturbüro der Stadt Krefeld.

Sein Klang ist nicht nur Musik, sondern Gefühl. Das Bandoneon ist Weltenbummler, Schmuckkästchen, Prunkstück oder Schatzkiste aus Palisanderholz und Perlmutteinlagen. Alle Bezeichnungen treffen. Oberbürgermeister Frank Meyer sagt: „Heinrich Band hat das entscheidende Instrument für den argentinischen Tango erfunden. Ein Instrument, das heute quasi Weltruhm erlangt hat und aus der Samt- und Seidenstadt stammt.“

Zwei Jahre lang recherchiert die Autorin für das Buch

Janine Krüger hat die Geschichte des Bandoneons, parallel zur Krefelder Geschichte der damaligen Zeit, neu erzählt: „Wie der Balg der Ziehharmonika blättert sie sich auf, erzählt von niederrheinischen Ursprüngen, sächsischen Quellen, Reisen über Flüsse und Ozeane, von Strömungen hin zu fremden und heimischen Ufern“, erläutert die Autorin, die nach dem Studium der Schulmusik ihre Doktorarbeit über den argentinischen Tango geschrieben hat. 

Außerdem trug sie schon 2012 dazu bei, eine Ausstellung über das Bandoneon auf Burg Linn zu kuratieren. Ihr Referendariat in Musik und Englisch hat sie an das Arndt-Gymnasium geführt.

„2017 sprachen mich dann die Verantwortlichen des Kulturbüros an. Es sollte eine Publikation als Buch über das Bandoneon veröffentlicht werden“, berichtet Krüger. „Zwei Jahre habe ich recherchiert und geforscht, ein Jahr geschrieben.“ Das Bandoneon, so erzählt sie, sei eine geniale Idee.

Damit könnten viele Menschen Musik machen, von Hits der Zeit bis hin zu Opernarien. „Es erlaubte viel Emanzipation auf musikalischem Gebiet und kulturelle Teilhabe der Mittelständler in der Krefelder Seidenindustrie“, erklärt sie.

Denn der Instrumentenhändler Band beschränkte sich nicht nur auf den Verkauf des damaligen „Accordions“, sondern begann auch dafür zu komponieren und zu arrangieren. 1846 brachte er eine eigene Methode, eine „Anleitung zum Accordion-Spielen“ heraus, „bei einigen Notenkenntnissen in kurzer Zeit selbst ohne Lehrer die schwierigsten Musikstücke auf dem Accordion oder der Ziehharmonika spielen zu lernen“. Die Krefelder waren sehr angetan.

Schließlich brachten deutsche Einwanderer das Instrument nach Buenos Aires in Argentinien. „Sein Verbleib in Buenos Aires sollte für immer sein. Die Tangos sind ihre Lieder, die Sammelunterkünfte Orte der musikalischen Begegnung“, schreibt Janine Krüger in ihrem Werk. „Im Sexteto típico fand das Bandoneon letztendlich ein neues Zuhause, über die Tangomelodien und ihre rhythmische Begleitung eine ganz eigene stilistische Sprache. “