Krefelder Kitas in der Corona-Krise „Für die Kinder ist es eine soziale Katastrophe“
Krefeld · Bis in den Krefelder Kitas wieder Normalität herrscht, dürfte es noch lange dauern. Elternvertreter kritisieren, dass nicht genügend gegen den anhaltenden Betreuungsmangel für Kita-Kinder getan werde.
Während an vielen Stellen des öffentlichen Lebens wieder so etwas wie Normalität und Aufbruchstimmung zu spüren sind, leben viele Eltern von Kindergartenkindern nach wie vor an der Belastungsgrenze. Denn es gibt weiterhin für die meisten keinen konkreten Termin, wann es für ihre Kinder wieder ein Betreuungsangebot geben wird. Zuletzt hatte die Landesregierung einzelne Kita-Tage für alle Kinder kurz vor den Sommerferien in Aussicht gestellt – und einen annähernden Regelbetrieb ab September.
Anfang vergangener Woche wandte sich der Landeselternbeirat NRW mit einem offenen Brief an die Landesregierung und kritisierte, dass zu langsam zu wenige Kinder wieder in die Kitas gehen könnten. Auch mangele es bei der Suche nach zusätzlichem Personal und Räumen an Kreativität. Daraufhin ließ NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) verlauten, er rechne bereits eher damit, dass jedem Kind wieder regelmäßig – wenn auch in eingeschränktem Umfang – ein Kita-Besuch ermöglicht werden kann. Konkreter wurde er aber nicht.
Der Jugendamtselternbeirat Krefeld, der die Interessen Krefelder Eltern gegenüber den Kita-Trägern vertritt, hat den offenen Brief ans Land zwar nicht mit unterschrieben – das liege aber nicht daran, dass man die darin vertretene Meinung nicht teilt. „Wir schließen uns dem Brief in vollstem Umfang an“, sagt Michael Porsch, Vorsitzender des Jugendamtselternbeirats. Bislang habe man noch keine Rückmeldungen aus den Kitas, wann es im Juni für alle Kinder wieder los gehen soll. „Den Kitas sind natürlich auch die Hände gebunden, da es noch keine genauen Angaben vom Land gibt“, so Porsch.
Für die Kinder sei die aktuelle Situaton „eine soziale Katastrophe“. Auch die Idee, die Kinder vor den Ferien für ein bis zwei Tage in die Kita zu schicken, hält er für einen Fehler. „Die Kinder verstehen nicht, dass sie für ein paar Stunden in die Kita gehen können und dann ist diese erst einmal wieder geschlossen.“
Auch die Stadt Krefeld kann als Träger der städtischen Kitas noch keine Versprechungen für den Juni machen. „Zu den weiteren Öffnungen nach dem 28. Mai hat sich die Landesregierung noch nicht abschließend geäußert“, teilte Stadtsprecherin Irene Ehlers auf Nachfrage mit. Auch was die Zahl der Erzieher angeht, die aktuell ausfallen weil sie zur Risikogruppe gehören, kann die Stadt keine Angaben machen. „Eine abschließende Feststellung über die Anzahl an Mitarbeiter/innen in städtischen Kitas, die ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf haben, existiert nicht, da es keine Meldepflicht der Mitarbeitenden gibt“, so Ehlers. In den städtische Kitas arbeiteten 64 Personen, die über 60 Jahre alt sind. „Diese sind überwiegend und auch gerne im Dienst.“ Dazu gebe es noch einige Mitarbeiter, die aufgrund einer Vorerkankung zur Risikogruppe gehören.
Aktuell könne die Notbetreuung aber mit dem eigenen Personal durchgeführt werden. Zusätzliches Mitarbeiter aus abnderen Bereichen sind also kein Thema, ebenso wenig umgenutzte oder angemietete Räume: „Eine zusätzliche Betreuung außerhalb der Kita-Räume sieht das Land NRW nicht vor“, so die Stadtsprecherin.