Nötigung: War Polizist allein?
Beamter arbeitete wohl in „Ein-Mann-Wache“.
Düsseldorf. Nachdem das Polizeipräsidium offensiv mit den Vorwürfen gegen einen Polizisten wegen angeblicher sexueller Nötigung eines jungen Mannes an die Öffentlichkeit gegangen ist, hält man sich jetzt mit Informationen bedeckt. Auch Staatsanwalt Ralf Herrenbrück will zum aktuellen Stand der Ermittlungen keine Details nennen — „zum Schutze des Verfahrens“, sagt er.
Inzwischen sickerte allerdings durch, dass der Übergriff in der Wache Oberbilk stattgefunden haben soll. Zeugen für den Vorfall oder solche, die die Anschuldigungen widerlegen könnten, gibt es offenbar nicht. Das könnte daran liegen, dass in dieser Wache — ebenso wie in Oberkassel, Derendorf und Benrath — in den Nächten sowie an den Wochenenden nur ein einzelner Beamter Dienst tut.
Grund: Die Polizeiarbeit wurde 2007 umstrukturiert, um auf Geheiß des Innenministeriums mehr Polizei auf die Straße zu bringen. Die Regelung kritisierte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) damals — und auch heute. „Losgelöst vom aktuellen Fall halten wir diese ,Ein-Mann-Wachen’ nicht für hilfreich“, sagt Harald Walter, Vorsitzender der Düsseldorfer Kreisgruppe. Schon unter dem Aspekt der Eigensicherung.
Auch Martin Volkenrath, Landessekretär der GdP und SPD-Sicherheitsexperte, hält die Regelung für „nicht zielführend“. Die Gewerkschaft wolle den Fall jetzt aber nicht nutzen, um ihre Forderung nach einer Minimalbesetzung mit zwei Polizisten zu erneuern. Volkenrath: „Jetzt muss zunächst dieser Fall akribisch aufgearbeitet werden.“