Düsseldorf Outopumku-Nirosta: Walzwerk schließt nach 140 Jahren
Freitag lief im Werk das letzte Feinblech übers Band. Alle Mitarbeiter kommen anderweitig unter.
Düsseldorf. 140 Jahre wurden an der Hildener Straße in Benrath Feinbleche gewalzt. Jetzt ist damit Schluss. Am Donnerstag wurde bei Outopumku-Nirosta, wie das Werk seit 2012 heißt, die letzte Charge der rostfreien Bleche hergestellt. Freitag wurde das 24 Kilogramm schwere sogenannte Edelstahl-Coil feierlich verpackt und danach unter Ausschluss der Öffentlichkeit Abschied genommen. Beizlinie und Haubenglüherei wurden heruntergefahren, eine Restmannschaft von rund 100 Mitarbeitern wird den Rückbau des Werkes bis Ende 2017 in die Wege leiten.
Die Maschinen und Anlagen werden nach Krefeld überführt, wo die Nirosta-Sparte konzentriert wird. Parallel dazu wird für das Benrather Werksgelände ein Käufer gesucht. In dem vor einer Woche im Rat vorgestellten Regionalplan schlägt die Stadt vor, das Areal je zur Hälfte für Gewerbe und für neues Wohnen zu nutzen. „Eine Lösung, die ich mir sehr gut vorstellen kann“, sagt der für Benrath zuständige Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf.
Ulrich Biedenkopf, der Fachmann für Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer sieht das anders. „Der Süden hat schon so viele gewerbliche Arbeitsplätze verloren, an dieser Stelle muss neues Gewerbe Vorrang haben“, erklärt er auf Anfrage der WZ. „Hier wieder Industrie anzusiedeln, wäre natürlich schön. Doch wo soll die herkommen“, gibt Graf zu bedenken.
Das Industriegleis zu Nirosta wurde schon vor Monaten gekündigt und noch ein Logistikbetrieb wäre an dieser Stelle nicht sinnvoll. Die Werksschließung in Benrath war ein Sterben auf Raten. Schon im Jahr 2000 wurde der Adjustagebereich nach Krefeld verlagert und mit diesem gingen 300 Arbeitsplätze in Benrath verloren. Als dann im Dezember 2010 bekannt wurde, dass Thyssen Krupp seine Nirosta-Produktion komplett nach Krefeld verlagern wollte, waren Schock und Aufregung groß. In Hochzeiten hatten in Benrath über 1500 Menschen gearbeitet.
Und nicht nur das: Es gab auch vielfältige Ausbildungsplätze. Der damalige Betriebsratsvorsitzende Mustafa Sahin hatte demonstrativ gegen die Werksschließung gestimmt. Der Betriebsrat hatte sogar ein Gutachten in Auftrag gegeben, wie der Erhalt des Benrather Werkes mit geringeren Kosten möglich würde.
Bei der Konzernleitung stieß es auf wenig Gegenliebe, auch Protestaktionen der Belegschaft blieben wirkungslos. „Heute sehen wir die Werksschließung mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt ein Mitarbeiter der nicht genannt werden will. Klar: es sei traurig, dass nach 140 Jahren ein traditionsreicher Industriestandort jetzt Vergangenheit ist. Aber es wurde ein umfassender Sozialplan ausgearbeitet, alle Benrather Betriebsangehörige konnten an andere Stellen in Krefeld wechseln oder kamen in Transfergesellschaften unter.
Der Wechsel vollzog sich so nahtlos, dass viele Mitarbeiter über Jahre zwei Arbeitsplätze hatten. Hinzu kommt, dass die wenigsten den ehemaligen Betriebsangehörigen des Werkes im Umkreis wohnten. Einige reisten sogar jeden Tag aus Duisburg an. Denn als 1993 das Stahlwerk in Rheinhausen schloss, kamen 300 Arbeiter in Benrath unter. Diese haben jetzt einen kürzeren Weg zu ihrer neuen Arbeitstelle.