Porträt Düsseldorfer Philipp Kassel ist der Händler für Luxus-Sneaker
Düsseldorf · Ein Turnschuh ist nicht einfach ein Turnschuh. Aus dieser Erkenntnis hat ein Düsseldorfer ein Geschäftsmodell entwickelt. Zu erleben ist das bei Breuninger.
Früher nannte man es Turnschuhe. Heute heißen die bequemen Treter „Sneaker“. Nicht nur Teen-Ikone James Dean ließ sich in den 1950ern damit fotografieren. Heute hat der legere Schuh sogar bei Bällen, Gesellschafts-Events oder auf dem roten Teppich den hochwertigen Lack- und Lederschuh abgelöst. Manche Stars aus Sport, Film und anderen Bereichen sind längst umgestiegen, allerdings nicht auf Nullachtfünfzehn-Look zum Schnäppchen-Preis, sondern auf ausgefallene Modelle von führenden Sportswear-Herstellern aus Europa und den USA. Model „Red October“ mit einem ausladend spacigen Boots-Design, „Cream white“ in cremigen Tönen oder „Zebra“ mit schwarz-weißen Streifen am Rand – sie sind derzeit der Renner.
Das sagt zumindest Philipp Kassel. „Zumal, wenn es sich, wie bei diesen beiden Modellen, um limitierte Auflagen handelt.“ Der 25-jährige Student weiß, wovon er spricht, kennt die bei Jung und Alt nachgefragten Turnschuhe mit breiten Gummisohlen, dekoriert mit edel ausschauenden, manchmal glitzernden Stoffen, meist mit einem Mix aus Kunststoff und Leder.
Den Standort seines Lagers verrät Kassel nicht
In seinem jungen Alter hat es Philipp geschafft. „Vorerst.“ Der studierte Betriebswirt (Bachelor), der an der Heinrich-Heine-Uni (neben dem Geschäft) noch seinen Master macht, ist vorsichtig. Er weiß nicht nur was ‚hype’ ist, sondern auch, dass neue Geschäftskonzepte selbst in der Schuhbranche vergänglich und schnell überholt sein können.
Stolz aber präsentiert der gelernte Bankkaufmann (deutsch-philippinischer Herkunft) seinen Showroom auf dem Mannesmannufer mit direktem Rheinblick. Etwa 100 Sneaker in zahlreichen Formen, Farben und Materialien leuchten in Regalen. Allesamt Sammlerstücke. So schauen die fünf Regalfächer aus wie eine Kunst-Installation.
Sportlich trainiert, T-Shirt und Sporthose. Morgens früh aufstehen, Laufen und ins Fitness-Studio. Dynamischer Look und Outfit gehören dazu, schmunzelt Philipp, der mit seiner Freundin die ausgefallenen Sneakers in ganz Deutschland an- und verkauft, manchmal auch quer durch die Republik dafür reist. Stuttgart, Leipzig, Frankfurt und Ulm. Online machen sie jedoch den größten Teil des Umsatzes, sagen sie. Wo ihr Lager ist? Verrät er nicht. „Zu gefährlich, wegen der Einbruchsgefahr.“ Nur so viel sagt er: Nicht in Düsseldorf.
Kunden sind scharf auf Sammlerstücke
„Die Kunden wollen’s extravagant“, lächelt er. Genauer: sind scharf auf Sammlerstücke. Ähnlich wie bei Uhren und Autos. Vom 18. bis 28. Dezember wird er täglich bei Breuninger/Kö-Bogen (mit dem Unternehmen hat er einen Exklusiv-Vertrag) seine Premium-Ware verkaufen. Er hat ein Sortiment von Modellen, die bei 200 Euro beginnen und bis zu vier-, manchmal bis zu fünfstellige Summen kosten. „Der Wert liegt nicht im Material, sondern im Style. Je hipper, desto höher der Preis.“
Viele Sneaker-Fans wissen durchs Internet genau, wann ein neuer Schuh auf den Markt kommt. Und wollen unbedingt die ersten sein, die sie tragen oder in den Schrank legen können. Warum Damen mehr zahlen müssen als Männer? Die Menge macht’s. „Die großen Firmen produzieren etwa 80 Prozent eines Models für Männer, nur 20 Prozent für Frauen“, so Philipp. Beispiel „Cream White“: Das Männermodel liegt bei 350, für Frauen bei 550 Euro. Wertststeigerung gibt’s nur in unberührtem Zustand. So kostete vor 18 Monaten ein Designerschuh 500, heute bringt das gleiche Model 1500 Euro. Ein Sneaker als Wertanlage? Warum nicht?
Szene für limitierte Designermodelle überschaubar
Sein Geschäftsmodell entwickelte Kassel vor knapp drei Jahren, er wollte Produkte verkaufen, die ihn selber begeistern und gründete die Firma „7 perplex“. Wie kommt’s zu dem Namen? „7 ist meine Glückszahl. Perplex beschreibt den Ausdruck der Menschen, wenn sie das erste Mal mit diesem Segment in Berührung bekommen, verdutzt sind über Preise oder dass es so einen Markt überhaupt gibt. Oder den Gesichtsausdruck, wenn Teenager die Schuhe an jemandem sehen und nicht glauben, dass der diese limitierten Sneaker am Fuß trägt.“
Neu und Stamm-Kunden empfängt er am Mannesmannufer. Manche schicken ihm per Smartphone das Bild ihres Wunsch-Sneakers. Wenn er es nicht auf Lager hat, kann er das Modell innerhalb von zwei Tagen beschaffen. Hilfreich dabei: ein eingespieltes Netzwerk von Mitbewerbern. Das sind wenige, sagt er. „Die Szene für limitierte Designermodelle ist überschaubar.“
Design ist alles – für viele (auch Promi-)Kunden, darunter Bundesliga-Kicker aus Mönchengladbach oder bekannte Größen aus U-Musik und Rap. Der Clou sind futuristische gestaltete Modelle, gestaltet vom berühmten Sänger, Rapper und Musikproduzenten Travis Scott. Seine High-Top-Modelle sind so gefragt, dass sie kurz nach Erscheinen bereits für 2200 Euro angeboten werden.
Klar, dass Händler Philipp Kassel stets in Sneakers erscheint. Aber er kann auch von handgefertigten Lederschuhen schwärmen. Deren Preise erklären sich weniger durch den Hype als durch Handwerk und hochwertiges Leder.
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