Politiker sind sich einig: Kein Fracking in Düsseldorf
Im Teilen der Stadt könnten Firmen nach Schiefergas suchen. Im Rathaus sorgt man sich um das Grundwasser.
Düsseldorf. Eine Frau steht irgendwo in den Vereinigten Staaten in ihrer Küche, in der Spüle läuft der Wasserhahn. Sie entzündet ein Streichholz, hält es darunter. Was dann passiert, hat Auswirkungen bis hier: Die Flüssigkeit aus dem Hahn entzündet sich. Dieses Wasser ist nicht genießbar, das versteht jeder auf Anhieb.
Es sind solche Bilder — millionenfach über Plattformen wie Youtube verbreitet —, die wohl jedem vor Augen stehen, der den Begriff „Fracking“ hört. Bei diesem Verfahren wird in Gestein gebundenes Erdgas aus großen Tiefen gefördert (siehe Grafik rechts) — wird es falsch angewendet, kann das zur Verseuchung des Grundwassers führen. So wie es in den USA wohl geschehen ist.
Aus diesem Grund sind die Düsseldorfer Politiker sofort auf den Barrikaden, wenn sie das Wort „Fracking“ nur hören. Und das ist in der jüngeren Vergangenheit öfters der Fall. Denn auch unter dem Stadtgebiet werden Schiefergas-Vorkommen vermutet.
Dass es auch in Deutschland zu solchen Szenen kommen könnte, hält Andreas Nörthen von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg — sie vergibt die Lizenzen für Probebohrungen — für „undenkbar“, denn: „Die geologischen Voraussetzungen und die technischen Standards sind hier ganz anders.
Die Methode ist ja auch nicht neu, sie wird seit Jahrzehnten in Deutschland bei der Erkundung und Förderung von Erdöl angewendet.“ Gleichwohl könne er die Sorgen der Bürger nachvollziehen.
Das sagt auch Wintershall-Sprecher Stefan Leunig. Er betont: „Wir brauchen für so ein Projekt auch eine gewisse Akzeptanz, sonst hat es keinen Sinn.“ Man sei derzeit noch ganz am Anfang: „Wir sind von Fracking noch Jahre entfernt, wenn wir das in NRW überhaupt machen.“
Den Politikern ist die ferne Aussicht schon zu viel. Eine breite Allianz ist dagegen. Dennoch scheiterte die SPD im letzten Rat mit einem Antrag. Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, was rechtlich möglich ist. De facto hat die Stadt kaum Mitspracherecht. Bei der Vergabe der Lizenzen wurde sie gar nicht gefragt. Nörthen versichert immerhin, „dass die Kommunen gehört und beteiligt werden, wenn ein Unternehmen Bohrungen beantragt“.
Das aber reicht der Stadt nicht. „OB Dirk Elbers hat der Bezirksregierung Arnsberg geschrieben und darum gebeten, vollumfänglich und früh beteiligt zu werden“, sagt Umweltamtsleiter Werner Görtz. „Stellen Sie sich vor, am Rhein gäbe es eine Verunreinigung, die Folgen wären gravierend.“ Er geht davon aus, „dass die Firmen nicht gerade Düsseldorf als Experimentierfeld aussuchen.“ Und: „Wir werden als zuständige Behörde den Grundwasserschutz durchsetzen.“
Die Politiker weiß er hinter sich. CDU-Experte Rüdiger Gutt sagt: „Wir wollen jede Form von Umweltgefährdung auf jeden Fall vermeiden.“ Eine Zustimmung zum Fracking sei undenkbar, „so lange es keinen einwandfreien Nachweis der Unbedenklichkeit gibt“. SPD-Kollege Günter Wurm ist noch deutlicher: „Fracking ist der Versuch, unter hohen Kosten und Risiken Mutter Erde noch das letzte Tröpfchen Gas abzugewinnen. Das ist keine Zukunftstechnologie.“
Klare Statements auch von Grünen und FDP: „Die Stadt sollte alle Mittel ausschöpfen, vor allem sollte sie eigene Grundstücke nicht für Bohrungen zur Verfügung stellen“, argumentiert Iris Bellstedt (Grüne). Und Manfred Neuenhaus (FDP) sagt klipp und klar: „Mit uns wird es kein Fracking geben.“ Für die nächste Ratssitzung kündigt er einen neuen Antrag an, „dann werden wir das Nötige beschließen“.