Bildung Praktische Friedens- und Konfliktforschung an der Heinrich-Heine-Uni

Düsseldorf · An der Heinrich-Heine-Uni kooperiert ein Seminar mit Hochschulen in Südkorea und Südafrika.

Dr. Witold Mucha vom sozialwissenschaftlichen Institut an der Heinrich-Heine-Universität organisiert das standortübergreifende Seminar.

Foto: Mucha

Corona hat den Arbeitsalltag an der Universität stark verändert. Digitale Lehre, Videokonferenzen und E-Learning haben den Präsenzunterricht abgelöst. Auch für viele Lehrende war das mit großen Umstellungen verbunden. Nicht so für Dr. Witold Mucha: „Ich kannte die Probleme der digitalen Lehre schon seit Jahren, deshalb waren wir gut vorbereitet.“ Der Sozialwissenschaftler organisiert seit 2016 regelmäßig Seminare zur Friedens- und Konfliktforschung, die digital stattfinden. Das ist dem Umstand geschuldet, das Mucha mit den Universitäten Pretoria in Südafrika und Kyung Hee in Seoul, Südkorea kooperiert.

Mucha kam die Idee 2016. Die Lehre war ihm zu theoretisch. „In der Friedens- und Konfliktforschung reden wir oft nur über Inhalte auf dem Papier“, sagt er. Die meisten Konflikte, die behandelt werden, spielen sich im „globalen Süden“ ab. Hinzu komme, dass 90 Prozent der wissenschaftlichen Literatur, mit der hierzulande gearbeitet wird, im amerikanischen oder britischen Raum geschrieben wird. Mit Wissenschaftlern aus anderen Teilen der Erde kommen die Studierenden kaum in Kontakt, sagt Mucha. Um nicht immer nur über, sondern auch miteinander zu reden schrieb er Kollegen auf der ganzen Welt an, um ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Das Seminar soll die Perspektiven der Studierenden erweitern. Brücken bauen zwischen den Wissenschaftlern aus den unterschiedlichen Kulturkreisen. Die Studierenden aus Düsseldorf sollen die „Nord-Brille“ absetzen, sagt Mucha. Ein weiterer Vorteil: nicht jeder Studierende hat die Möglichkeit, ein Auslandssemester zu machen, das Seminar biete eine einfache Möglichkeit der internationalen Zusammenarbeit.

Ganz praktisch müssen die Teilnehmer des Seminars in Task-Forces zusammenarbeiten. In kleinen Gruppen müssen sie zum Beispiel Präsentationen erarbeiten. Diese werden dann im Seminar vorgestellt. Nada Haddou-Temsamani studiert im vierten Semester Sozialwissenschaften an der HHU. Die 21-Jährige beschäftigt sich in ihrer Task-Force mit dem interreligiösen Dialog im Libanon. Zusammen mit einer Kommilitonin aus Düsseldorf und einer aus Südkorea hat sie eine Präsentation erstellt, die nun den anderen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wird und als Grundlage für eine Diskussion dient. Zunächst sei die Kommunikation schwierig gewesen, weil in Südkorea kein WhatsApp genutzt wird. Außerdem habe die Zeitverschiebung die Kommunikation erschwert „Wir haben uns dann aber über Instagram zusammengefunden und können gut zusammenarbeiten“, sagt Haddou-Temsamani.

Das sei auch eines der „Meta-Ziele“ des Seminars, sagt Mucha. „Die Leute sollen internationales Wissen erlangen und sich untereinander kennenlernen.“ Er hofft, dass sich auch Freundschaften entwickeln. „Zerstritten hat sich zumindest noch niemand“, sagt Mucha. Im Hintergrund wird schon am Thema für das nächste Jahr gearbeitet. Dann soll es um „Corona aus Sicht der Demokratien“ gehen.