„Beach-Liga“ in Düsseldorf Selbst ist der Beachvolleyballer

Düsseldorf · Ab dem Wochenende wird in Düsseldorf wieder Beachvolleyball gespielt. Ohne Zuschauer, aber mit bekannten Namen. Das Besondere an dem vierwöchigen Turnier: Die Sportler haben es selbst organisiert — ohne den Verband im Hintergrund.

Sven Winter (l.) und Alexander Walkenhorst, Beachvolleyballer von der DJK Tusa 06.

Foto: Düsseldorf Congress Sport & Event GmbH

Es wird ein ungewohntes Bild sein, das sich den Athleten ab Samstag unweit der Arena bieten wird. Die Plätze sind präpariert, die Teams und die Schiedsrichter vor Ort, die Kameras in Position, doch etwas wird nicht da sein: die Zuschauer. „Die typische Centercourt-Stimmung wird definitiv fehlen“, sagt Sven Winter, Beachvolleyballer bei der DJK Tusa 06 und Mitglied des Stockheim-Teams, das Düsseldorfer Olympia-Kandidaten auf dem möglichen Weg zu den Olympischen Spielen begleitet. Monatelang bereitete sich der 21-Jährige auf die Saison vor, doch dann kam Corona, sämtliche Turniere wurden abgesagt. Da habe er sich schon mal gefragt: „Wofür hast du den ganzen Winter eigentlich gearbeitet?“

Nun weiß er es. Und ist erleichtert wie glücklich. Denn ab dem Wochenende kann er doch noch spielen. Dann beginnt in Düsseldorf die „Beach-Liga“, ein Wettbewerb über vier Wochen für 16 Teams – acht bei den Frauen, acht bei den Männern. Zuschauer vor Ort sind nicht erlaubt, die Spieler müssen einem strengen Hygienekonzept folgen, wohnen in der Zeit im Hotel und werden regelmäßig getestet, Bälle und Netze werden desinfiziert. Zudem gibt es im Beachvolleyball ja keine Zweikämpfe, es wird an der frischen Luft gespielt, mit wenigen Aktiven. „Wenn man das und die neuen Infektionszahlen berücksichtigt, sehe ich das Risiko relativ gering“, sagt Winter.

Düsseldorf ist Heimat mehrerer Spitzenspieler

Dass die Beach-Liga in Düsseldorf steigt, ist kein Zufall. In den vergangenen Jahren wurde die Stadt Heimat diverser Spitzen-Beachvolleyballer. Zudem seien die Plätze neben der Arena „eine wunderbare Location“, wie Daniel Wernitz sagt, „zweifach eingezäunt, wir können das wunderbar Corona-konform aufstellen“.

Wernitz, seit mehr als 15 Jahren aktiv, ist einer der Organisatoren des wochenlangen Turniers. Denn die Idee dazu kommt nicht vom Verband, sondern von den Sportlern selbst. Alexander Walkenhorst, Bruder von Olympiasiegerin Kira und als Partner von Sven Winter ebenfalls bei der Tusa 06 aktiv, hatte sie in Australien. Da war er gerade, als binnen weniger Tage weltweit alles abgesagt wurde.

Fans können und sollen sich beteiligen

Also tat er sich mit Wernitz und Manager Constantin Adam zusammen, erfand ein Turnierformat, erstellte ein Hygiene- und Medienkonzept. Denn dass keine Zuschauer vor Ort sind, heißt nicht, dass es keine geben wird. Die Spiele werden kostenlos auf der Streaming-Platttform „Twitch“ übertragen, die Fans können hinterher den Spieler des Spiels küren und über eine Chatfunktion mit den Sportlern reden. Die Organisatoren sprechen schon vom „interaktivsten Sportevent des Jahres“.

Ähnlich begeistert sind die Spieler. Weil sie nicht erwartet hatten, dieses Jahr überhaupt noch Wettkämpfe bestreiten zu können. „Wir haben bei allen Athleten offene Türen eingerannt“, sagte Alexander Walkenhorst im „Deutschlandfunk“. Beim Deutschen Volleyball-Verband hingegen herrsche „Schockstarre“. Die offenen Worte überraschen nicht. Walkenhorst gilt seit Langem als Kritiker des Verbands, als einer, der vorangeht. Das selbst organisierte Turnier ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr sich Sportler mittlerweile von ihren Verbänden emanzipieren, Vertretungen gründen, auf Veränderungen drängen oder eigene Aktionen planen.

„Niveau höher als bei der normalen deutschen Tour“

Walkenhorst ist allerdings nicht nur Organisator, er spielt selbst mit. Auch Karla Borger ist dabei. Die Vize-Weltmeisterin von 2013 und aktuelle Deutsche Meisterin spielt ebenfalls für die Tusa, hat für die Beach-Liga allerdings die Partnerin gewechselt. Statt mit Julia Sude spielt sie mit Nachwuchshoffnung Svenja Müller. Auch bei den Männern fehlen einige Top-Leute, die ihre Saison nach dem Abbruch der deutschen sowie der Welt-Tournee für beendet erklärt hatten und anderen Projekten nachgehen. Längst nicht alle Aktiven können allein vom Beachvolleyball leben. Das wird sich durch die Beach-Liga nicht ändern, aber man arbeite kostendeckend, sagt Walkenhorst.

Das sportliche Niveau werde dennoch hoch sein, glaubt Sven Winter, „im Schnitt auf jeden Fall besser als auf der normalen deutschen Tour. Das ist definitiv ein Wettkampf, den man sich nicht entgehen lassen sollte“. Auch Karla Borger ist nach Monaten des Wartens voller Vorfreude, wie sie dem SWR sagte: „Ich möchte zocken.“ Das kann sie nun.