Prokurist als Millionen-Betrüger

59-Jähriger finanzierte damit sein Luxusleben.

Foto: Arne Dedert

Mit einem Jahresgehalt von 240 000 Euro sollte man eigentlich auskommen. Doch dem 59 Jahre alten Prokuristen einer Bausparkasse reichte das nicht. Um mit anderen Kollegen aus dem Management mithalten zu können, ließ er jahrelang Geld verschwinden, insgesamt mehr als eine Million Euro. Trotz der erheblichen Summe kam der Finanzexperte gestern beim Prozess vor dem Amtsgericht mit einer Bewährungsstrafe davon.

Von Anfang 2012 bis Ende 2016 war der Prokurist bei seiner Firma für „Vertriebskostenzuschüsse“ zuständig. Dazu gehörten Gutschriften für erfolgreiche Mitarbeiter, aber auch Ausgaben für Werbematerialien. Obwohl das Geld dafür normalerweise ganz normal überwiesen wird, ließ es sich der Angeklagte ausdrücklich genehmigen, die Schecks persönlich zu übergeben — mit einer zweiten Unterschrift als Sicherheit. Das hinderte den Prokuristen nicht daran, die Schecks direkt zugunsten seines Kontos einzureichen.

„Ich wollte das Geld eigentlich zurückgeben. Dann habe ich den Überblick verloren“, erklärte der 58-Jährige bei seinem Geständnis. Scheidungen warfen den Finanzexperten aus der Bahn. Am Ende sei er auf den Schulden von Immobilien sitzengeblieben. Trotzdem wollte der Angeklagte auf seine Status-Symbole nicht verzichten. Er habe in einer „Scheinwelt mit falschen Werten“ gelebt. Das fiel lange nicht auf, weil die Vertriebsumsätze des Prokuristen überdurchschnittlich waren.

Als der Mann aufflog, waren keinerlei Mittel mehr vorhanden. Luxus-Autos und teure Urlaube finanzierte der Angeklagte mit den Extra-Einnahmen. Auch Rechnungen über knapp 10 000 Euro bei einem Herrenausstatter waren nicht ungewöhnlich. Er habe sich in anderen „Status-Sphären“ bewegt, so sein Rechtsanwalt.

Berücksichtigt wurde, dass der Schaden inzwischen zum großen Teil reguliert ist. Darum wurde die Haftstrafe von zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt.