Prozess gegen "Düsseldorfer Zelle": Die Spur führt zu Al Kaida
Seit zwei Jahren läuft in Düsseldorf der Prozess gegen mutmaßliche Islamisten. Fällt im Herbst das Urteil?
Düsseldorf. Seit zwei Jahren hüllen sich die vier Angeklagten im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts in Schweigen. Sie sollen im Namen Al Kaidas einen verheerenden Terroranschlag in Deutschland geplant haben. Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat das Gericht FBI-Beamte, Terrorexperten und Geheimdienst-Chefs vernommen. Es geht immerhin um die Rolle von Osama bin Laden und einen mysteriösen Scheich in Mauretanien. 143 Tage wurde bislang verhandelt, 163 Zeugen wurden vernommen. Im Herbst könnte das Urteil verkündet werden — wenn alles glatt läuft.
Rückblick: Am 29. April 2011 wird das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung auf die Probe gestellt, als eine Spezialeinheit zuschlägt. In einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus an der Düsseldorfer Witzelstraße nahe der Universität soll eine Terrorzelle Al Kaidas mit dem Bau von Bomben begonnen haben. Die Wohngemeinschaft der jungen Muslime war bereits vor Monaten auf großes Interesse deutscher Terrorfahnder gestoßen und wurde rund um die Uhr observiert. Als die Aktivitäten in der Wohnung und die Einkäufe der Männer auf den Bau einer Bombe hindeuten, wird dem Bundeskriminalamt und der Bundesanwaltschaft die Sache zu heiß.
Laut der Anklage soll sich einer der Angeklagten, der Marokkaner Abdeladim El-K. (33), Anfang 2010 in einem Al-Kaida-Ausbildungscamp im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufgehalten haben. Mit ihm stehen der Deutsch-Marokkaner Jamil S. (34), der Deutsch-Iraner Amid C. (23) und der Deutsche Halil S. (30) vor Gericht.
Der Al-Kaida-Scheich Younis Al Mauretani („Der Mauretanier“) soll hinter den Anschlagsplänen der „Düsseldorfer Zelle“ stecken. Er sitzt inzwischen in einem Gefängnis in Mauretanien, konnte aber bislang trotz aller Mühe nicht vernommen werden — das Gericht hat Fragenkataloge nach Afrika entsandt und wartet immer noch auf die Antworten. Eine Reise des gesamten Senats war als zu gefährlich verworfen worden.
Wenige Wochen nach dem Zugriff in Düsseldorf war Al-Kaida-Chef Osama bin Laden im pakistanischen Abbottabad erschossen worden. Auf den Festplatten, die von den „Navy Seals“ aus dem Haus mitgenommen und dem FBI übergeben wurden, fanden sich Hinweise auf die „Düsseldorfer Zelle“: Ein Brief an Osama bin Laden mit Details über die Düsseldorfer Zelle war in dessen Haus gleich mehrfach abgespeichert.
Das Gericht hält die Dokumente für authentisch und verwertbar. Verteidiger Johannes Pausch kritisiert dagegen, dass die Informationen durch eine „eindeutig völkerrechtswidrige“ Operation gewonnen wurden.