Max Stern Raubkunst: Massive Kritik an der Stadt Düsseldorf
Düsseldorf · Erbitterter Streit über die Herkunft zweier Gemälde und die Ausstellung zu Max Stern. Auch von der Jüdischen Gemeinde muss sich die Stadt einiges anhören.
Am Rande der Rückgabe des Koekkoek-Bildes vom Auktionshaus Hargesheimer an die Max-Stern-Stiftung ist die Stadt erneut in die Kritik geraten. „Im internationalen Vergleich tut sich Düsseldorf sehr schwer mit dem Thema Raubkunst“, sagte Provenienzforscher Willi Korte, Vertreter der Stiftung. Ihm geht es um die verwehrte Rückgabe von Gemälden und um die abgesagte Ausstellung zu Galerist Stern, was auch Frank Hargesheimer kritisierte. Der nach internationalen Protesten erneut angekündigten Schau soll 2019 ein Symposium vorausgehen. Es wird jedoch schwierig, die Stern-Experten aus Kanada, Catherine MacKenzie und Philip Dombowsky, wiederholt zu gewinnen. „Es herrscht Funkstille“, sagt Korte. Die Stadt sei in Erklärungsnot: Erst sage man die Ausstellung als von diesen Experten unzureichend vorbereitet ab, nun wolle man wieder mit ihnen arbeiten. „Persönliche Aspekte“ spielten eine große Rolle.
So ist wohl zu erklären, dass die beiden Experten nicht auf schriftliche Einladungen der Stadt reagierten, wie die städtische Provenienzforscherin Jasmin Hartmann aus den Reihen der Zuhörerschaft bei der Pressekonferenz im Malkasten erklärte. Auch ein persönliches Treffen war OB Thomas Geisel bei seiner Kanada-Reise verwehrt worden. Hartmann: „Es ist mir ein Herzenswunsch, dass wir wieder in Kontakt treten.“ Sie wehrte sich zudem gegen den Vorwurf, kein neues Konzept nach Kanada geschickt zu habe, da dieses erst mit den Experten erarbeitet werden soll.
Und es gibt noch einen zweiten Streitherd. Die Max-Stern-Stiftung fordert zwei Bilder zurück, die sich im Besitz der Stadt befinden. Zur Klärung der Herkunft des Gemäldes „Bildnis der Kinder des Künstlers“ von Wilhelm von Schadow lässt Korte durchblicken, dass man bald auf das Angebot der Stadt eingehen könnte, den Fall der „Beratenden Kommission“ vorzulegen. Die Stadt hatte zudem erklärt, dass das Werk „Sonnenuntergang an der Nordsee“ von Heinrich Heimes keine Raubkunst sei. Korte: „Wir sind hier klar anderer Meinung.“ Ein Aufkleber mit Lagernummer auf dem Rücken des Bildes identifiziere es als Besitz von Max Stern. Man habe andere Beispiele dafür vorgelegt. Laut Hartmann sei es allerdings möglich, dass die Aufkleber auf den Bildern in anderem Zusammenhang stünden. Es gebe keine Hinweis darauf, dass sich das Bild im Besitz Sterns befunden habe. Es habe vielmehr durchgängig der Künstlerfamilie gehört.
Für diese Position erntete Hartmann Kritik von Ran Ronen, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde. „Hier wird nach wissenschaftlichen Ausreden gesucht, um das Bild nicht zurückgeben zu müssen.“ Vor dem Hintergrund des Holocaust sei die Diskussion für ihn völlig unverständlich. Im Zweifel solle man lieber ein Bild zu viel zurückgeben als zu wenig.