Düsseldorf Raubkunst: Auktionshaus gibt Gemälde an Stern-Stiftung zurück
Düsseldorf · Die Geschichte von Max Stern und Düsseldorf erhält zur Abwechslung mal ein positives Kapitel: Das an der Friedrich-Ebert-Straße ansässige Auktionshaus Hargesheimer hat am Montag das Gemälde „Seesturm“ von Johannes Hermanus Koekkoek (1778-1851) der Max-Stern-Stiftung geschenkt.
Bei der Übergabe im Malkasten schilderte Frank Hargesheimer (mehr dazu im Interview.), wie es dazu kam. Das Gemälde war im Sommer bei Hargesheimer eingeliefert worden und über den Katalog zu einer Auktion im September aufgefallen. Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte und das Max Stern Art Restitution Project (MSARP) gaben den Düsseldorfern den Hinweis, dass das Bild 1937 zu den Werken gehörte, die Max Stern unter Zwang abgeben musste und die im Auktionshaus Lempertz versteigert wurden. Hargesheimer entschädigte daraufhin den Einlieferer mit 8000 Euro und schenkte das Gemälde am Montag der Max-Stern-Stiftung.
Hargesheimer: „Nach der Barbarei der nationalsozialistischen Diktatur sehen wir eine moralische Verpflichtung zur Rückführung.“ Auch wenn nach Deutschem Recht die Ansprüche zumeist verjährt seien. Sich auf diese Position zurückzuziehen, wie es oft gemacht werde, sei für ihn nicht in Frage gekommen. „Wir sind der Geschichte verpflichtet.“ Er hoffe, dass „diese kleine Geste einmal Teil von vielen kleinen Gesten sei, woraus eine große Geste werde.“
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, lobte die Rückgabe des Bildes per Pressemitteilung als viel zu seltenen Fall. Denn immer noch sei keine Lösung für Privatsammlungen und -museen in Bezug auf Provenienzforschung und Restitution gefunden worden.
Das Auktionshaus Hargesheimer wurde vor elf Jahren in der Landeshauptstadt gegründet und zählt seit acht Jahren zu den Mitgliedern des Bund Deutscher Kunstversteigerer. Das Unternehmen ist an der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet worden und dort in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Zu den Spezialgebieten des Auktionshauses zählen nach eigenen Angaben Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts.
„Seesturm“ ist das zweite Gemälde, das in diesem Jahr in das Eigentum der Stern-Stiftung übergegangen ist. Im Mai hatte die Stadt Weinsberg in Baden-Württemberg das Bild „Die Weiber von Weinsberg“ zurückgegeben, das ebenfalls im Dritten Reich unter Zwang abgegeben worden war.
Die Vertreter der Stern-Stiftung und des MSARP nehmen die beiden Fälle zum Anlass, die Stadt Düsseldorf und ihren Umgang mit dem Nachlass des Galeristen zu kritisieren. „Im internationalen Vergleich tut sich Düsseldorf sehr schwer mit diesem Thema“, sagte der Provenienzforscher Willi Korte, Vertreter der Stern-Stiftung. Düsseldorf hatte im Stadtmuseum eine Ausstellung über Max Stern geplant, diese dann abgesagt und nach internationalen Protesten eine spätere Schau angekündigt. Dieser soll Anfang 2019 ein Symposium zum Thema Raubkunst und Max Stern vorausgehen. Es wird jedoch sehr schwierig die Experten aus Kanada zurückzugewinnen. „Es herrscht Funkstille“, sagt Korte.
In der Diskussion stehen zudem Gemälde, die sich im Besitz des Kunstpalastes befinden und von der Stern-Foundation zurückgefordert werden. Zuletzt hatte die Stadt im August erklärt, dass das Werk „Sonnenuntergang an der Nordsee“ von Heinrich Heimes keine Raubkunst sei und daher nicht an die Stern-Stiftung zurückgegeben werde. Korte sagte nun: „Wir sind hier klar anderer Meinung.“