Düsseldorf Regen vermiest Fanmeilen-Premiere

Nur wenige hundert Besucher kamen zum Auftakt auf den Marktplatz. Die ließen sich die Stimmung dennoch nicht vermiesen.

So sah es Sonntag kurz vor dem Anpfiff des Deutschland-Spiels vor dem Rathaus aus.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Pech für die Veranstalter der ersten Düsseldorfer Fanmeile: Nur wenige hundert Besucher kamen Sonntag zum Deutschland-Spiel vor das Rathaus. Grund war wohl das miserable Wetter.

Wer dennoch kam, ließ sich die Laune nicht verderben: Für Ingo von Nordheim und seine Freunde aus Flingern stand fest: Den Auftakt der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft schauen sie sich gemeinsam beim Public Viewing auf dem Marktplatz vor dem Rathaus an. Weil sich die zwölfköpfige Gruppe etwas gönnen wollte, hatte jeder von ihnen 59 Euro für den VIP-Bereich der zweiten Kategorie bezahlt. Als es heftig zu regnen begann, lud Organisator Dennis Kessmeyer die Gruppe kurzerhand in den ersten Stock des Rathauses ein, dorthin, wo die teuersten Plätze 99 Euro kosten.

Public Viewing in der Altstadt: Vorfreude aufs erste EM-Spiel der Deutschen
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Nicole Flader und ihre Kinder Sahav (11) und Fabian (9) waren schon früh da und sicherten sich Plätze direkt vor der Bühne. „Für die Kinder ist es etwas Besonderes, eben ganz anders als Zuhause“, sagte Nicole Flader. Die Preise für Essen und Getränke seien angemessen, die Stimmung sehr gut. Die Ersten, die bereits um 17 Uhr auf den Marktplatz kamen, waren Corinna Redemann und Philipp Lutterberg. Beide wohnen noch nicht lange in Düsseldorf, sind in Thüringen aufgewachsen. „Wir sind hier, um mit vielen anderen zu feiern. Das Feeling ist doch ganz anders als in einer Kneipe“, meinte Lutterberg. Die Angst vor einem möglichen Anschlag war den ganzen Abend ein Thema. „Ich hatte schon Bedenken, hierher zu kommen. Aber am Ende war es doch zu verlockend, das Spiel hier zu sehen“, meinte Redemann. „Ich habe schon ein mulmiges Gefühl im Bauch. Meine Kinder sind nicht mitgekommen, sie haben Angst“, berichtete Lydia Fuchs aus Moers.

Die Security rund um das Public Viewing arbeitete Sonntagabend mit insgesamt 54 Personen. „Beim Einlass kontrollieren wir jeden Besucher wie am Flughafen, auch jede Tasche wird durchsucht“, sagte der Sicherheitschef Ahmad Nader. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei sehr gut, die Beamten könnten jederzeit auf den Funk der Security zugreifen, sagte er. „Wir haben die sichtbare Präsenz in der gesamten Altstadt deutlich erhöht“, erklärte Anja Kynast von der Pressestelle der Polizei. Zur Zahl der eingesetzten Beamten und zum Konzept wollte sie aus Sicherheitsgründen nichts sagen.

Für Moderator André Scheidt war es eine freudige Rückkehr auf den Marktplatz. „Ich bin seit 2006 Stadionsprecher bei Fortuna und habe 2009 oben auf dem Rathausbalkon die Aufstiegsfeier moderiert“, erinnerte sich der 38-Jährige. Ein wenig wehmütig war er doch. „Ich bin sonst bei fast jedem Spiel der Nationalmannschaft live dabei, ich fliege morgen nach Frankreich und komme am Donnerstag zum nächsten Spiel der Deutschen wieder zum Moderieren her“, berichtete er.

Die geplante Reise zur Europameisterschaft abgesagt haben Barbara und Wilfried Bongartz aus Neuss. „Die Angst vor dem Terror hat uns zurückgehalten“, erzählte sie. Und weil sie trotzdem so etwas wie ein Live-Erlebnis wollten, sahen sie das Spiel beim Public Viewing in Düsseldorf. Das Ehepaar überlegt noch, wo es die nächsten Spiele anschauen will. Eine Alternative könnte das viel kleinere Public Viewing sein, das die Weisse Flotte auf dem Rhein vor den Kasematten anbietet. Der Trick: Seitlich an der MS Düsseldorf ist eine große LED-Leinwand angebracht, das Schiff liegt unweit der Fahrrinne im Strom. Parallel dazu ankert die MS Jan-Wellem, von der aus rund 200 Personen die Übertragung verfolgen können.

Noch vor dem Anpfiff gingen Ingo von Nordheim und seine Freunde aus dem teuren VIP-Bereich wieder auf den Marktplatz. „Das ist uns da oben zu steril. Wir sind lieber hier bei Bier und Bratwurst. Hier unten ist es wie im Stadion“, meinte der 48-Jährige lachend.