Reportage: Polizei ist jetzt öfter mit dem Radl da
Seit drei Monaten hat die Polizei eine Radstaffel. Die WZ hat sie begleitet.
Düsseldorf. Als die Dame auf dem Rad Polizist Christof Nowacki sieht, steigt sie schnell ab, aber es ist schon zu spät. In der Fußgängerzone am Benrather Marktplatz ist das nicht erlaubt. Die Frau hat ein sichtlich schlechtes Gewissen und so belässt es Nowacki diesmal bei einer Ermahnung. Der Polizist kann sich gut in Radfahrer hineinversetzen, er ist selber den ganzen Tag mit dem Rad unterwegs.
Kaum hat die Radlerin sich — schiebend — entfernt, kommt ein älterer Herr auf Nowackis Kollegen Wolfgang Krämer zu. Er kommt aus Hassels und wohnt in einer verkehrsberuhigten Zone: „Ein Mann aus der Straße rast mit seinem Auto da immer wie ein Verrückter durch“, beschwert sich der Senior. Krämer kennt die Ecke, macht sich eine Notiz.
Krämer und Nowacki gehören zur neuen Fahrradstaffel der Düsseldorfer Polizei, die seit Anfang Juni eingerichtet ist. 21 neue Räder wurden angeschafft, dazu zwei E-Bikes, viele Beamte hatten sich freiwillig gemeldet, 36 wurden ausgewählt. Einzelne Radpolizisten hatte es vorher zwar schon gegeben, zuletzt waren sie aber immer weniger unterwegs. Dann schob der neue Polizeipräsident Norbert Wesseler das Projekt an.
Er will damit nicht zuletzt die Präsenz der Polizei auf der Straße und die Bürgernähe erhöhen — was laut Wolfgang Krämer funktioniert. Oft kommen Menschen auf der Straße auf ihn und seinen Kollegen zu, sie schildern Verkehrsprobleme oder erzählen vom verschwundenen Handy.
Am Benrather Marktplatz werden die Polizisten in kurzer Zeit mehrmals angesprochen, ein junger Passant hat einen Mann beobachtet, der ein verdächtig starkes Interesse an den Handtaschen der Kunden eines Eiscafés zeigte. Kramer und Nowacki schauen dort vorbei, aber der Mann ist bereits verschwunden.
Allerdings haben sich viele Düsseldorfer noch nicht an die neuen Streifen im neongelben Oberteil gewöhnt, was für die Kollegen im Alltag zuweilen etwas mühsam ist: „Manchmal spreche ich Autofahrer an, die im Parkverbot stehen, und die nehmen mich erstmal gar nicht ernst“, erzählt Nowacki. Er tippt dann mit dem Zeigefinger auf das Polizeiemblem auf seinem Oberarm und plötzlich werden die Autofahrer folgsam.
Aber nicht nur die kleinen Bürgeranfragen und Verkehrsvergehen sind Aufgabe der Radpolizisten, die Kollegen machen praktisch das komplette Streifenprogramm, nehmen Unfälle auf und werden über Funk zu Tatorten geschickt. Nowacki hat vor kurzem einen Ladendieb kurz nach der Tat gestellt: „Ein Zeuge hatte den Mann beschrieben, zwei Straßen weiter habe ich ihn gefunden und festgenommen.“
Die Mitglieder der Radstaffel sind über die Stadt verteilt, Nowacki und Krämer zum Beispiel sind von Benrath aus vor allem im Süden unterwegs, steuern dabei gezielt problematische Ecken wie Hassels Nord oder Eller an. Auch der Kamper Acker liegt heute auf der Route, wo es immer wieder Beschwerden über die Drogenszene gibt. Krämer und Nowacki belassen es aber bei einer Runde über den Platz, es gehe vor allem darum zu signalisieren, dass die Polizei ein Auge drauf hat — das sollen die Anlieger sehen und die Drogenszene, die sich dort trifft.
Auf der Fahrt dorthin werden die Kollegen von einer Autofahrerin nach dem Weg gefragt, Krämer kann helfen. Dann stoßen sie auf einen Lieferwagen, der den Radweg komplett zugestellt hat. Der Fahrer ist schnell zu finden, er hat direkt vor der Tür des Restaurants geparkt, das er beliefert: „Wo soll ich hier parken?“, fragt der Endfünfziger mit Schnauzer halb entschuldigend, halb anklagend.
Etwas kleinlauter wird er aber, als sich zeigt, dass er den Wagen einfach anderthalb Meter hätte zurücksetzen können. Am Ende kommt der Mann aber mit einer Ermahnung davon, denn er setzt den Wagen schnell um — zehn Meter weiter ist noch ein Parkplatz frei.