Rheinbahn-Chef Biesenbach: „Dann muss die Politik aber auch was tun für Bus und Bahn“
Düsseldorf. Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach spricht im Interview mit der WZ über Zuschüsse, Schulden Investitionen und Pünktlichkeit.
Herr Biesenbach, auf die kommunalen Verkehrsbetriebe kommen ja gerade einige Herausforderungen zu — von wegfallenden Fördergeldern über höhere Tarifverträge für Busfahrer bis hin zu riesigen Investitionen: Steht der Rheinbahn das Wasser bis zum Hals?
Biesenbach: Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Was uns aber, wie praktisch alle Nahverkehrsunternehmen in NRW in der Tat drückt, ist die Tatsache, dass die Infrastruktur in die Jahre gekommen ist. Schienennetz, Fahrstromversorgung, Zugsicherung in Tunneln inklusive Stellwerken, Rolltreppen und Aufzüge — vieles davon muss in den nächsten Jahren ersetzt werden.
Das ist doch nichts Besonderes, für solche Investitionen bildet man schließlich Rücklagen.
Biesenbach: Nein, wir können keine Rücklagen bilden, denn wir machen ja keine Gewinne. Und unsere Schulden haben sich von 100 auf 300 Millionen Euro verdreifacht. Im Fall von Tunneln oder Schienen aber müssen Förderprogramme greifen. Der Bund darf da die Kommunen nicht alleine lassen, schließlich hat der Bund ja zum Beispiel auch den Löwenanteil an den Zuschüssen im U-Bahn-Tunnelbau geleistet, die insgesamt bei 90 Prozent der Kosten lagen. Jetzt gibt es keinen Fördertopf.
Gibt es denn Hoffnung, dass sich da bald etwas dran ändert?
Biesenbach: Ja, als Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen spüre ich, dass sich da ein neues Bewusstsein bildet, auch beim Bundesverkehrsminister. Das muss auch so sein, schließlich fordert die Politik ständig den Ausbau des ÖPNV-Angebotes, nicht zuletzt aus Umwelt- und Klimaschutzgründen. Dann muss man aber auch etwas tun für Bus und Bahn.
Nun aber möchte auch die Stadt von der Tochter Rheinbahn einen Konsolidierungsbeitrag — um fünf Millionen Euro soll der Zuschuss 2013 sinken. Ärgert Sie das?
Biesenbach: Nein, das ist ein anderer Fall. Wir profitieren als Unternehmen von der Schuldenfreiheit der Stadt, etwa durch günstigere Konditionen, wenn wir uns auf dem Kapitalmarkt Geld besorgen. Jetzt muss die Stadt sparen — da müssen wir durch, das ist keine langfristige Sache.
Dann ist doch alles nur halb so wild, oder?
Biesenbach: Doch, es ist wild. Seit Jahren werden die Mittel für den ÖPNV an den verschiedensten Stellen gekürzt. Ich nenne mal das Beispiel Schülerverkehr: Da gab es mal über 220 Millionen Euro Ausgleich für alle Verkehrsunternehmen — jetzt sind wir bei 130 Millionen Euro. Ein weiteres Problem: Das Land will die Investitionspauschale von 150 auf 120 Millionen Euro reduzieren, der Rheinbahn fehlen dadurch Jahr für Jahr fast fünf Millionen Euro. Ein wichtiges Ziel in Düsseldorf ist der flächendeckende Haltestellenausbau mit Hochbahnsteigen. Hier machen die Landeszuschüsse 85 Prozent der Kosten aus.
Den Rheinbahn-Kunden sind die Zuschussfragen wahrscheinlich schnuppe. Sie wollen mehr Pünktlichkeit und dichtere Takte. Müssen die sich das nun abschminken?
Biesenbach: Nein, das sind zwei Paar Schuhe. Für mehr Pünktlichkeit haben wir ja gerade 58 zusätzliche Fahrer eingestellt, dafür zahlen wir mehr als 2,6 Millionen Euro. Und die Taktfolge ist abhängig vom Fahrgastvolumen in der betreffenden Zeit. Eine Verbesserung der Qualität führt prinzipiell zu mehr Fahrgästen.
Hand aufs Herz: Wünschen Sie sich manchmal, es würden nicht hunderte Millionen Euro für die Wehrhahn-Linie verbuddelt?
Biesenbach: Nein, ich bin sicher, dass dies eine gute Investition ist. Für Düsseldorfs Verkehrsinfrastruktur ist diese U-Bahn ein großer Vorteil, zumal sie ja an das weite Stadtbahnnetz angebunden wird. So kommt man aus allen Richtungen schnell und barrierefrei in die City. Deshalb rechnen wir mit vielen neuen Fahrgästen.