Neuer Vorstand gesucht Rheinbahn-Dilemma: Wer hat noch Lust auf dieses Unternehmen?
Düsseldorf · Nach der Trennung von Finanzexpertin Sylvia Lier soll so schnell wie möglich ein Nachfolger gefunden werden. Es muss nicht mehr unbedingt eine Frau sein. OB Thomas Geisel kann sich eine Interimslösung vorstellen.
Es sind die Tage nach dem großen Knall. Nach nur einem halben Jahr hatte sich die Rheinbahn am Donnerstagabend von Finanzvorstand Sylvia Lier getrennt. In beiderseitigem Einvernehmen wurde der Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst, nachdem die 52-Jährige in der Dienstwagenaffäre unter schweren Beschuss geraten war. Doch wie geht es nun weiter in einer Zeit, in der an einer Verkehrswende gebastelt wird, bei der die Rheinbahn eine entscheidende Rolle spielt? Quer durch die Parteien wächst die Sorge, dass trotz eines Jahresgehalts von über 250 000 Euro keine geeigneten Bewerber gefunden werden. Darum wird auch quer durch die Parteien nicht mehr darauf bestanden, dass der Nachfolger eine Frau sein muss.
Immer wieder geriet die Rheinbahn in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen. Mal war ein Prototyp der neuen HF6-Bahnen von Bombardier zu groß für die Haltestelle im Duisburger Hauptbahnhof. Auch der Abschied des ehemaligen Vorstands Michael Clausecker ging nicht geräuschlos von statten. Und zwischendurch gab es immer wieder kleinere oder größere „Skandälchen“, die durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangten.
Handlungsbedarf sieht Oberbürgermeister Thomas Geisel, denn bereits am Dienstag tagt der Finanzausschuss der Rheinbahn: „Der neue Wirtschaftsplan steht vor der Tür.“ Der wurde zwar noch von Sylvia Lier vorbereitet, muss aber nun noch abschließend beraten werden.
Bislang hatte ein Teil des Aufsichtsrates gewünscht, dass der dritte Vorstandsposten neben Klaus Klar und Michael Richarz mit einer Frau besetzt wird. Offenbar spielt das jetzt bei der Kandidatensuche keine entscheidende Rolle mehr. Geisel: „Ich könnte mir auch eine Interimslösung vorstellen.“
Ähnliche Probleme sieht auch Norbert Czerwinski von den Grünen: „Ich bedauere, dass die Situation so eskaliert ist.“ Er hätte sich eine andere Lösung gewünscht, da die fachliche Kompetenz von Sylvia Lier unumstritten sei. Zwar stehe es nicht in den Statuten der Rheinbahn, dass der dritte Vorstand weiblich sein müsse, aber es gebe gesetzliche Vorgaben über eine Frauenquote: „Wenn die Position auch mit einem Mann besetzt wird, hätten wir eine Quote von null Prozent.“ Allerdings sei ihm auch bewusst, dass das Image der Rheinbahn durch die zahlreichen negativen Schlagzeilen gelitten hat: „Wir können uns freuen, wenn überhaupt noch jemand zu uns kommen will.“
Dass die Lage ernst ist, sieht auch CDU-Verkehrsexperte Andreas Hartnigk so: „Da sind in den vergangenen Jahren eine Menge Defizite entstanden.“ Es sei nun dringend, dass jemand gefunden wird, der den Job macht und das kann: „Dabei ist mir inzwischen völlig egal, ob das ein Mann oder eine Frau ist. Und es darf auch keine Rolle mehr spielen, welches Parteibuch derjenige hat. Im Moment ist das alles ein Desaster.“ Es werde höchste Zeit, das Vertrauen der Kunden in den Nahverkehr zurück zu gewinnen.
Völlig unklar ist dagegen die Zukunft von Sylvia Lier. Zwar wurde grundsätzlich darüber gesprochen, dass sie eine Funktion bei einer möglichen Mobiltätsgesellschaft übernehmen könnte. Dabei handelt es sich aber um eine reine Absichtserklärung, denn diese Gesellschaft gibt es überhaupt noch nicht. Wenn es nach Andreas Hartnigk geht, wird es die auch in Zukunft nicht geben: „Wir brauchen keine Mobilitätsgesellschaft. Wozu haben wir ein Amt für Verkehrsmanagement? Das kann die Aufgaben übernehmen.“