Rheinkirmes Düsseldorf Rheinkirmes-Urgestein Bruch: "Zeit der großen Fahrgeschäfte bald vorbei"
Schausteller-Urgestein Oscar Bruch glaubt, dass sich die Rheinkirmes immer mehr zu einer Party-Location entwickelt. Die Preise für Bier und Bratwurst hält er für gerecht.
Düsseldorf. Die Familie von Oscar Bruch war schon eine Schaustellerfamilie, da gab es die „Größte Kirmes am Rhein“ noch gar nicht. Emil Bruch, der Urgroßvater von Oscar, kaufte 1896 sein erstes Riesenrad. Im Vergleich zu heute eher eine Miniaturausgabe, denn es war lediglich zwölf Meter hoch. Die heutigen kommen auf 60 Meter. Fünf Jahre später fand die erste Düsseldorfer Kirmes statt, damals noch im Rheinpark.
Später kamen viele andere Karussells dazu. Selbst ein Freizeitpark in Oberhausen gehörte ihm. Doch vor Kurzem hat Bruch bis auf seine drei Riesenräder und das französische Dorf alles verkauft. Darunter waren auch so bekannte Fahrgeschäfte wie das Circus Circus und der Break Dance.
„Ich will mich mehr auf mein Kerngeschäft konzentrieren“, sagt der Schausteller. Allerdings sieht er auch große Veränderungen auf die Branche zukommen, für die sich Bruch vernünftig aufstellen möchte. „In Zukunft wird Kirmes mehr Erlebnispark sein, der erstklassige gastronomische Konzepte anbieten muss. Kirmes wird mehr eine Party-Location werden. Die Zeit der riesigen Fahrgeschäfte neigt sich dem Ende zu. Neue Anschaffungen im zweistelligen Millionen Bereich sind nicht mehr zu finanzieren.“
1995 kam Bruch zum ersten Mal mit dem Euro-Star nach Düsseldorf. Damals eine Sensation. „Tausende Menschen haben uns beim Aufbau zugeschaut. Denn beim ersten Mal sind wir nicht rechtzeitig fertig geworden. Selbst das ZDF kam damals vorbei, um eine Reportage zu drehen.“ Mit einer Höhe von 30,15 m galt der Euro-Star als größte transportable Achterbahn der Welt und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von über 80 Stundenkilometer. Zum Transport wurden 84 LKW-Ladungen benötigt. „Allein für die Transportkosten von Hamburg nach München würde heutzutage schon ein sechsstelliger Betrag fällig“, meint Bruch.
Die Preise für ein Bier und eine Bratwurst hält er für gerechtfertigt. „Die liegen in etwa bei dem, was die Besucher auch in der Altstadt bezahlen müssen.“ Zumal der Zuspruch der Besucher auch nachlasse. „Damals gab es in den Freizeitparks noch keine großen Achterbahnen. Deren Betreiber kamen zu uns, um sich zu informieren.“ Bei den Ticketpreisen sei das Ende der Preisspirale erreicht. „Beim Eurostar haben wir damals zwölf Mark genommen. Heute kostet die Alpina Bahn sechs Euro. Eigentlich müsste man mehr nehmen, aber dann fährt keiner mehr mit.“
Die Kirmes sieht er auch als großen Wirtschaftsfaktor für die Städte. „Auf der Wiese stehen weit über 300 Schausteller. Die meisten von ihnen bestellen ihre Waren in lokalen Geschäften. Besonders die, die ganz frische Ware wie Brot benötigen. Außerdem arbeiten in diesen Betrieben etwa 2500 Leute, von denen die meisten in den angrenzenden Supermärkten einkaufen.“