Düsseldorf Sanierungsbedarf: Stadt arbeitet an Brücken-Masterplan
Zwei Drittel der 330 Brücken haben kurz- oder mittelfristigen Sanierungsbedarf. Für die Heuss-Brücke ist vielleicht sogar ein Ersatzbau notwendig.
Düsseldorf. Der Lack ist ab: Viele Düsseldorfer Brückenbauwerke sind in die Jahre gekommen. Das hat Folgen: Bei einer aktuellen Bestandsaufnahme hat die Stadt festgestellt, dass von den 330 Brücken, für die sie zuständig ist, „ein kurzfristiger oder umgehender Instandsetzungsbedarf“ vorhanden ist. Heißt: Mehr als 200 Brücken müssen auf absehbare Zeit saniert werden. Auf die Stadt kommen nicht kalkulierte Kosten in erheblicher Größenordnung zu.
Dass so viele Brücken betroffen sind, ist kein Zufall. Die theoretische Lebensdauer einer Brücke liegt — je nach Bauart — bei 70 Jahren (Beton) oder 100 Jahren (Stahl). Das bedeutet, dass sich viele der Brücken, die in den 50er- oder 60er-Jahre gebaut wurden (und das sind die meisten), das zweite Drittel ihrer Lebenszeit erreicht haben. Und die verkürzt sich zusätzlich auch noch aufgrund der großen Belastung.
„Die Lebensdauer ist berechnet worden zu Zeiten, als es noch sehr viel weniger Verkehr gab“, erklärt Ingo Pähler vom Amt für Verkehrsmanagement. „Inzwischen sind es viel mehr Fahrzeuge, die über die Brücken fahren — und die sind auch noch viel schwerer. Die Brücken sind durch die hohe Verkehrsdichte vorzeitig abgenutzt worden.“
Pähler betont, dass die Düsseldorfer Brücken im Verhältnis zu Brücken in anderen Städten vergleichsweise gut in Schuss sind. „Aber wir müssen uns Gedanken machen, wie wir mit dem Erneuerungsbedarf umgehen.“ Verkehrsdezernent Stephan Keller schwebt deshalb ein „Masterplan Brücken“ vor. In den nächsten zwei Jahren soll eine Prioritätenliste erarbeitet werden, die auflistet, wann wo welche Arbeiten erledigt werden müssen — sortiert nach Wichtigkeit und Wirtschaftlichkeit. So soll auch vermieden werden, dass großer Sanierungsstau entsteht.
CDU-Experte Andreas Hartnigk mahnt an, dass die bisherigen Haushaltsmittel für Brückensanierungen in Höhe von 7,5 Millionen Euro jährlich „bei weitem nicht ausreichen werden, das wird deutlich mehr werden“. Keller relativiert das: „Für das laufende Geschäft reicht diese Summe. Für größere Maßnahmen werden wir eigene Finanzierungsbeschlüsse einholen.“ Und er betont: „Das verteilt sich alles auf einen längeren Zeitraum.“
Doch das ändert nichts daran, dass zusätzliche Kosten auf die Stadt zukommen. Beispiel Theodor-Heuss-Brücke. Sie ist Baujahr 1957 und besonders stark belastet. Allein die kurzfristigen Sanierungsmaßnahmen werden 10,6 Millionen Euro verschlingen. Diese sind für die Jahre 2018 und 2019 geplant (siehe Info-Kasten).
Mittel- und langfristig muss aber noch weit mehr gemacht werden. Ob sich das überhaupt noch lohnt, soll jetzt untersucht werden. Gut möglich, dass Abriss und Neubau der Brücke wirtschaftlicher sind. Keller: „Die Entscheidung über einen Ersatzbau wollen wir so vorbereiten, dass ein Beschluss 2017 möglich ist.“ Und er macht klar, dass die kurzfristigen Reparaturen in jedem Fall nötig sind, denn: „Ein Neubau dürfte mit Planung und Umsetzung zehn Jahre dauern.“ Und wohl einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Dazu kommt, dass es auf dem ganzen Straßenzug zwischen links- und rechtsrheinischer A 52 (siehe Grafik oben) weitere Sanierungsfälle gibt. Pähler erklärt: „Die Brücken an der Benediktus- und an der Lotharstraße werden wir recht sicher neu bauen müssen. Auch die sind noch von 1957.“