Kritik vom ADAC Schäden an der Fleher Brücke: "Probleme waren seit Ende der 90er absehbar"
Auf der A46 zwischen Düsseldorf und Neuss fallen bis 2020 zwei Spuren weg. Der ADAC kritisiert, dass die Politik die Schwierigkeiten zu lange ignoriert hat. Die Blitzer sollen vorerst nicht wieder eingeschaltet werden.
Düsseldorf. Die Anwohner freut’s, die Pendler fürchten, dauerhaft eine Hauptrolle in den Verkehrsnachrichten zu spielen. Die Schäden an der Fleher Brücke sind so ausgeprägt, dass auf dem Bauwerk bis 2020 vier statt sechs Fahrspuren zur Verfügung stehen. Jeweils der rechte Streifen und die Standspur würden gesperrt, teilte der Landesbetrieb Straßen NRW am Donnerstag mit — und sorgte für Kritik des Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC). „Die Politik hätte die Zeichen der Experten früher ernster nehmen sollen“, sagt Roman Suthold, Leiter Verkehr beim ADAC Nordrhein. Schon im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans Ende der Neunziger Jahre sei gewarnt worden, dass die Autobahnbrücken aus den 60ern und 70ern den immer weiter steigenden Belastungen nicht gewachsen sind.
Die Fleher Brücke ist ab 1976 gebaut und im November 1979 eröffnet worden. Damals waren die Laster im Schnitt mit deutlich geringerem Gewicht unterwegs (heute liegt die Höchstgrenze bei 44 Tonnen) und ihre Gesamtzahl war niedriger. Durch die Sperrung der Leverkusener Brücke hat sich der Wert auf der A46 noch einmal erhöht. Straßen NRW rechnet mit rund 85 000 Fahrzeugen pro Tag auf der Fleher Brücke, 12 000 davon sind Lkw.
Rund 85.000 Fahrzeuge nutzen die Fleher Brücke pro Tag. Foto: Mast
Die Laster fahren vor allem rechts, das heißt sie drücken außen auf die Brücke und deren Querstreben. Deshalb werden nun die äußeren Fahrspuren weggenommen. Die Schäden an den Streben seien kurzfristig durch zusätzliches Schweißen beseitigt worden, berichtet der Landesbetrieb. Um aber die volle Tragkraft der Brücke wiederherzustellen, sei es erforderlich, alle 80 Streben auszutauschen. Das wird nun geplant und muss wegen der finanziellen Größe des Projekts europaweit ausgeschrieben werden. Straßen NRW geht davon aus, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2019 beginnen und die Teilsperrung zwei Jahre bestehen bleibt. Die „Lebenserwartung“ der Brücke sei nach den Berechnungen der Statiker dann wieder für mehrere Jahrzehnte gesichert, so der Landesbetrieb.
Für die Anwohner bedeuten die neuerlichen Bauarbeiten, dass es wieder leiser wird in ihren Stadtteilen. Fortan gilt Tempo 80, die Blitzer sind allerdings außer Betrieb. Ordnungsdezernent Christian Zaum erklärte auf Anfrage, es gebe aktuell keine Pläne, sie wieder scharf zu schalten.
Die Bürger aus Flehe und Volmerswerth hatten Jahre lang für Lärmschutz gekämpft, der ihnen schon bei Baubeginn zugesagt worden war. Schließlich ließ die rot-grüne Landesregierung eine Schallschutzwand errichten und lärmreduzierenden Asphalt aufbringen. Außerdem galten 80 km/h als Höchstgeschwindigkeit, die mit Blitzern kontrolliert wurde. Das Verwaltungsgericht hob dies später auf, weil die Voraussetzungen für Tempo 80 statt 120 aus seiner Sicht nicht begründet waren.
Für die Autofahrer sagt ADAC-Experte Suthold Dauerstau voraus. „Solange dort noch Lkw fahren dürfen, wird deren Zahl nicht abnehmen. Wir werden also in der rechten der beiden Spuren eine Lasterschlange haben, in der linken versuchen dann die Autofahrer durchzukommen.“ Die A46 habe eine hohe Bedeutung für den Verkehr in der Region, das habe der jüngste Staubericht des ADAC gezeigt. Und weil die Politik nach den sehr langen Zurückhaltung in jüngster Zeit sehr viel investiere, werde die Lage in den nächsten Jahren wegen der vielen Großprojekte auch nicht besser. Suthold zieht einen medizinischen Vergleich: „Wenn sie viele Jahre nicht zum Zahnarzt gehen, dann fällt beim nächsten Besuch auch viel an. Regelmäßige Vorsorge ist immer besser.“