"Scharfe Brise": Eine Komödie geht baden
Das Stück von Christian Kühn strandet in der Komödie an der Steinstraße. An den Schauspielern liegt das aber nicht.
Düsseldorf. Missmutig warten die Betreiber einer Badeanstalt mit Imbissbude am Titisee auf Gäste. Ein trostloses Bild bietet sich dem Zuschauer. Die gastronomisch unmotivierte Inhaberin der Baracke hat zwei Mitarbeiter: Stieselig wirkt der eine, albern der andere. Doch da kommt plötzlich frischer Wind in den Laden. Ein smarter Praktikant, Marcus (Slim Weidenfeld), heuert an. Sportstudent sei er, sagt der Bewerber. Und nach kurzem Gespräch mit trivialen Wissensfragen zum Job des Rettungsschwimmers gehört Marcus zum Team.
„Scharfe Brise“ heißt das Stück von Christian Kühn, das nun in einer Inszenierung des Regisseurs Rolf Berg in der Komödie an der Steinstraße zu sehen ist. Leider gleicht die Beschaffenheit des Lustspiels dem Zustand des maroden Schauplatzes, den die Bühne vorstellt. Eine scharfe Brise weht nirgends, es herrscht Flaute auf See und auf der Bühne. Die durchweg respektablen Darsteller stehen auf verlorenem Posten. Selbst der beste Schauspieler würde buchstäblich baden gehen in banalen Dialogen, instabiler Dramaturgie und stereotyper Personenregie.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Am zähen Anfang der Aufführung herrscht noch Zuversicht. Schließlich waren schon großartige Lustspiele an der Steinstraße zu erleben. Und ein lahmer Beginn kann auch in den besten Stücken vorkommen. Doch hier passt unglücklicherweise der böse Kalauer, dass zwar schwach angefangen, dafür aber stark nachgelassen wurde. Entgeistert schaut man zu, wie hier eine Handlung ins Nichts führt.
Der Plot zerfällt in zwei Teile: Zunächst geht es um die Rettung des Badebetriebs. Umrankt wird der Erzählstrang von Liebesgeschichten. Der korpulente Stiesel Georg (Aykut Kayacik) ist in die Imbissbudenbetreiberin Doris (Birgit Bockmann) verliebt und eifersüchtig auf Marcus, den er als Nebenbuhler betrachtet. Doch die Eifersucht erweist sich als unbegründet, denn Marcus fischt in eigenen Gewässern und zeigt sich in erotischer Hinsicht an Frauen nicht interessiert. Ob sich wiederum etwas Amouröses zwischen ihm und dem albernen Patrick (Dennis Wilkesmann) anbahnt, bleibt im Ungewissen. Es fallen noch platte Sprüche und Anspielungen auf Sex zwischen Männern mit Vokabeln wie „Hinterlader“ und „Popo-Prinz“, dann fällt gnädig der erste Vorhang.
Nach der Pause ist die halbgare Geschichte bereits auserzählt. Es folgt nur noch die Umsetzung des kuriosen Plans, mit einem selbstgestrickten Varietéprogramm Gäste anzulocken. Doris gibt die Entertainerin. Der tapsige Georg erscheint im plüschigen Löwenkostüm, die beiden jungen Herren als Travestie-Queens. Die männlichen Darsteller treten auch im Trio auf, mal als Leichtmatrosen, zuletzt als Karnevals-Funkenmariechen, alles laut untermalt von heiteren Musiken. Das Premierenpublikum reagiert unterschiedlich.
Nach manchen Gags ist ein amüsiertes „Huhu“ oder „Hihi“ zu vernehmen, manche Pointen zünden gar nicht. Freundlicher Beifall mit obligatorisch stehenden Ovationen nach dem letzten Vorhang.
Aufführungen noch bis zum 17. Juni dienstags bis freitags, 20 Uhr, samstags, 18 Uhr, und sonntags, 17 und 20 Uhr. Weitere Informationen zu Produktion und Kartenerwerb im Netz und telefonisch unter der Rufnummer 0211/13 37 07.