Düsseldorf Schauspielhaus: Rot-Grün will Theater-Anleihen
Wegen steigender Kosten bei der Sanierung des Schauspielhauses, sollen Bürger bei der Finanzierung helfen.
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Politik bekennt sich zur Sanierung des Schauspielhauses am Gustaf-Gründgens-Platz. Und SPD und Grüne wollen das am liebsten mit Hilfe der Bürger.
SPD-Fraktionschef Markus Raub sagt mit Blick auf klamme Kassen und notwendige Investitionen in Schulen und Bäder: „Wir können uns gut vorstellen, Bürgeranleihen für die Sanierung des Schauspielhauses aufzulegen.“ Die Reaktionen der vergangenen Tage hätten gezeigt, wie wichtig den Düsseldorfern das Theaterhaus ist. „All jene, denen das Haus am Herzen liegt, haben nun die Möglichkeit, sich finanziell an der Sanierung zu beteiligen.“ Von einer guten und vertrauensvollen Wertanlage spricht er. Und Philipp Tacer (SPD), Mitglied im Kulturausschuss und Aufsichtsrat des Schauspielhauses, sagt unmissverständlich: „Das Schauspielhaus gehört in das Zentrum unserer Stadt.“
So sehen das auch die Grünen. Sie fordern, dass eine zentrale Projektsteuerung eingesetzt wird und Schauspielhaus und Stadtverwaltung Transparenz über den Zustand des Gebäudes, die notwendigen und die wünschenswerten Maßnahmen und deren Kosten herstellen. Und auch sie zeigen sich offen für eine Beteiligung der Düsseldorfer — mit einer „Bürgerstiftung oder Bürgeranleihen“.
Diesen Ansatz zur Entlastung des Haushalts hatte die FDP im Sommer zwar grundsätzlich mitgetragen, beim Schauspielhaus erteilt ihm Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann allerdings eine Absage. „Wir wollen, dass das Schauspielhaus saniert wird und noch eine lange Zukunft hat. Aber mit schnellen Aktionen auf Zuruf, mit denen die SPD ihrem Oberbürgermeister helfen will, kommen wir nicht weiter.“
Hintergrund der Debatte: OB Thomas Geisel hatte vorgeschlagen, private Investoren für die Sanierung zu gewinnen oder das Schauspielhaus auch für Kongresse oder Musicals zu nutzen — und wurde dafür von weiten Teilen der Stadtgesellschaft scharf kritisiert.
Geisel hat vor allem steigende Kosten für die Sanierung des Schauspielhauses im Blick. Schon in den vergangenen Jahren wurden knapp 60 Millionen Euro in das Schauspielhaus investiert, etwa in die Bühne und in die Akustik. Zurzeit läuft die Sanierung der Gebäudetechnik. Die Kosten stiegen zunächst von 6,5 auf 11,2 Millionen Euro, jetzt soll der Rat einen weiteren Aufschlag genehmigen. Weitere 9,6 Millionen Euro sind nötig, die Hälfte übernimmt das Land.
Damit nicht genug. Der von Intendant Wilfried Schulz beauftragte Architekt Christoph Ingenhoven kommt zum Ergebnis, dass weitere Millionen notwendig sind, um das Haus fit für die Zukunft zu machen. Vor allem in Dach und Fassade müssten 11,5 Millionen Euro gesteckt werden, um die Substanz des Gebäudes zu erhalten. Laut Ingenhoven ist die Sanierung überfällig — und zwar bei Art und Weise der Verarbeitung bereits seit 15 Jahren.
Für weitere neun Millionen Euro würde er gerne gestalterisch eingreifen — etwa mit einer Glasfasaden am Eingang und in der Kantine, dem Abriss des Kassenhäuschens, Umbauten und Modernisierungen im Inneren, einer erneuerten Beschilderung aus einem Guss.
Jedoch: Bei den Kosten spricht Ingenhoven von einer groben Schätzung. Und: brandschutztechnische Erneuerungen und mögliche Probleme mit der Statik hat der Architekt nicht in den Blick genommen. Hier könnten schnell weitere Millionen hinzukommen. Strack-Zimmermann hält von dieser Analyse nicht viel: „Wir brauchen eine genaue Aufstellung der Kosten. Und: Herr Ingenhoven hat keinen Auftrag vom Rat bekommen. Wir sind hier nicht bei ’Wünsch dir was’.“