Düsseldorf Wie Intendant Schulz um das Düsseldorfer Schauspielhaus kämpft

SPD-Oberbürgermeister Geisel will eine Grundsatzdiskussion zur Sanierung des Gebäudes. Schulz hält das für unwürdig.

Wilfried Schulz Intendant am Düsseldorfer Schauspielhaus. Archivbild.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die Zukunft des maroden Düsseldorfer Schauspielhauses steht auf der Kippe. Schauspielchef Wilfried Schulz kündigte am Dienstag an, für den Erhalt und den Wiedereinzug seiner Truppe in das seit Anfang des Jahres geschlossene Haus zu kämpfen. „Ich arbeite an einer Zukunft für das Düsseldorfer Schauspielhaus, und diese Zukunft kann es nur geben mit dem traditionellen Gebäude“, sagte Schulz. „Alles andere ist der Situation eines Stadttheaters einer großen deutschen Stadt nicht angemessen.“

Auslöser ist ein Vorstoß von Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Er fordert angesichts millionenhoher Kosten für die Sanierung des rund 50 Jahre alten Gebäudes eine Grundsatzdiskussion zur Zukunft des Hauses. „Wir treffen eine Entscheidung in einer Kostendimension, die wir gegenwärtig realistisch nicht abschätzen können“, sagte Geisel. Diverse Sanierungen im Innenbereich haben nach Angaben der Stadt bereits 58 Millionen Euro gekostet. Auf bislang 25 Millionen werden weitere Arbeiten, vor allem auch der Außenfassade geschätzt. Die Maßnahmen für Brandschutz sind dabei noch nicht eingerechnet.

„Wer sagt, wir wollen das Schauspielhaus an diesem Ort in diesem historischen Gebäude in altem Glanz erstrahlen lassen, der muss wissen, dass das sehr, sehr kostspielig werden wird, und dass wir das heute noch nicht vollständig absehen können“, sagte Geisel. Er brachte erneut drei Alternativen ins Spiel. Dies seien die Übergabe an einen privaten Bauherrn, eine andere Nutzung des Gebäudes oder unter Umständen auch ein „alternativer Standort“ für das Sprechtheater. Er sei „grundsätzlich gegen eine Tabuisierung jeder Diskussion“. Es müsse zügig eine „seriöse politische Entscheidung“ getroffen werden.

Schulz ist gegen einen privaten Investor. „Es ist eines großen deutschen Schauspielhauses unwürdig, dass man fragt wo man ein Plakat aufhängen und wann man eine Probe machen darf“, sagte er. „Ich bin nicht bereit, das Haus in eine andere Nutzung zu überführen, und wir sind dann Untermieter.“ Schulz äußerte sich nicht dazu, ob er in dem Fall Intendant bleiben werde.

Das Düsseldorfer Schauspielhaus gehört zu den größten Sprechtheatern in Deutschland. Es wird zu je 50 Prozent von der Stadt und dem Land Nordrhein-Westfalen getragen. Der Vorschlag Geisels sei nicht mit dem Land abgestimmt worden, hatte Kulturministerin Christina Kampmann (SPD) erklärt. Sie werde sich „in Ruhe“ mit der Stadt und dem Aufsichtsrat besprechen. Die Gespräche würden bereits geführt, sagte eine Sprecherin. Bislang war anvisiert, das Schauspielhaus 2019 wieder zu nutzen. Denn auch eine benachbarte Großbaustelle sorgt für Verzögerungen.

Nachdem das Theater jahrelang in einer Krise war, hatte Schulz trotz der widrigen Umstände einen viel beachteten Neustart geschafft. Die Premieren der neuen Spielzeit in Ausweichquartieren, etwa einem Zirkuszelt, wurden bejubelt. Auch Geisel sagte: „Ich gehe gern und oft ins Schauspielhaus.“ Er wünsche sich „einen breiten Konsens“ zur Zukunft des Hauses. Aber auch die derzeitige Ersatzspielstätte „Central“ habe „durchaus einen Charme“.